27.4.14

Fruitvale Station

USA 2013 Regie: Ryan Coogler mit Michael B. Jordan, Melonie Diaz, Octavia Spencer, Kevin Durand, Chad Michael Murray 85 Min. FSK: ab 12

Wie treffend, dass die New Yorker Polizei gerade bei einer verunglückten Marketing-Aktion statt netter Schnappschüsse vor allem Fotos prügelnder Beamten zugemailt bekam. Fast eine Werbeaktion für diese Verfilmung eines Polizeiskandals aus dem Jahre 2009, bei der ein junger Afroamerikaner von einem weißen Polizisten an einer Bahnstation in San Francisco erschossen wurde. „Fruitvale Station", der - bis auf einige Abstriche - bewegende Sundance-Sieger 2013 von Ryan Coogler zeichnet den letzten Tag des Opfers nach.

Der Silvesterabend 2008 steht kurz bevor. Und der 22-jährige Oscar Grant (Michael B. Jordan), auf Bewährung aus dem Knast, feiert den Geburtstag seiner Mutter, verbringt Zeit mit seiner Freundin Sophina und dem gemeinsamen Kind. Dann trifft er vor dem neuen Jahr einige Entscheidungen. Er hat gerade seinen Job im Supermarkt verloren, aber behauptet, dass dies ist nur ein freier Tag sei. Einerseits hilft er gerne, vermittelt einer Frau im Geschäft per Handy das Rezept für Bratfisch, kümmert sich um Kinder und Tiere. Andererseits reagiert er mit sehr aggressiven Ausbrüchen, wenn er angemacht wird, im Knast und in der Freiheit. Doch trotz seiner Geldprobleme hat Oscar gerade eine ganzen Beutel Gras ins Meer gekippt, er will nicht mehr ins Gefängnis. Den Silvesterabend zeigt der Film als tolle Feier einer großen und freundlichen wie toleranten Gemeinschaft auf den Straßen. Die Heimfahrt in der Metro - besser als betrunken im Auto - führt jedoch in die Katastrophe. An der Fruitvale Station wird Grant grundlos aus dem Zug geworfen und obwohl längst auf dem Boden ruhiggestellt, von einem Polizisten in den Rücken geschossen.

Ryan Coogler gelingt in seinem bemerkenswerten Debütfilm trotz des klaren Rahmens eines anklagenden Films eine sehr eindringliche Zeichnung der Menschen und ihres Milieus. Wie angespannt aufmerksam Oscar an diesem Tag auf der Straße unterwegs ist, überträgt sich immer wieder auf die Gänsehaut. Ganz deutlich ist dies keine Schwarz-Weiß-Zeichnung mit afroamerikanischem Opfer. Denn Oscar ist bei weitem kein lieber Kerl, kein netter Sohn. Seine nächste mögliche Explosion ist jederzeit zu befürchten. So ist denn auch die Rolle der streng gläubigen Mutter, die trotz aller Enttäuschungen zu ihm hält, die stärkste im Film. Überhaupt wurde hier sehr gut und vor allem glaubhaft gespielt, auch in den Gruppenszenen mit Handkamera. Das schreckliche Ende muss, selbst wenn die Vorgänge längst bekannt sind, dann schockieren. So wie die wahren Ereignisse ganz San Francisco bewegten.