7.4.14

Die Poetin

Brasilien 2013 (Flores Raras) Regie: Bruno Barreto mit Miranda Otto, Glória Pires, Tracy Middendorf 120 Min. FSK: ab 6

Die wahre Geschichte zweier berühmter Künstlerinnen und ihrer Liebe beeindruckt mit der toll gestylten Kulisse Brasiliens der 50er Jahre und berührt durch das wundervolle Spiel von Miranda Otto in der Rolle der Poetin und Pulitzer-Preisträgerin Elizabeth Bishop.

Es ist nur eine kurze Szene im Central Park, doch wie der Literatur-Kritiker der Dichterin paternalistisch mitteilt, sie würde nur nette Beobachtungen aufs Papier bringen, das würde selbst größere Egos als das von Elizabeth Bishop knicken. Eine Reise ist als Flucht geplant, von der Überquerung des Äquators erhofft sich die einsame Vierzigerin aufgeregt irgendetwas. Was dann nur ein Zwischenstopp bei der Studienfreundin Mary (Tracy Middendorf) sein sollte, wurde der Anfang einer 15-jährigen intensiven Beziehung. Denn die Gastgeberin und Liebhaberin von Mary, die extrovertierte Architektin Lota de Macedo Soares, gerät zuerst mit der zurückhaltenden Dichterin aneinander, dann ziehen sich die Gegensätze heftig an. Wie Elisabeth, die nach eigener Aussage einsamste Frau der Welt, einen liebevollen Streit des Paares beobachtet und vor blindem Verlangen trotz Allergie in eine Riesennuss beißt, ist als Beginn einer Liebe eine ebenso schöne Geschichte, wie das Auseinanderleben während vieler Zweisamkeit mit bewegender Traurigkeit gezeichnet ist.

„Die Poetin" ist eine mit vielen Qualitäten inszenierte, gute Gelegenheit, die Dichterin Elisabeth Bishop (1911 - 1979) kennenzulernen. Und ihre Liebe, die brasilianische Architektin des Flamengo Parks, Lota de Macedo Soares, eine großartige, wilde Figur, die nach einer unkritischen Akzeptanz des Militärputsches in Brasilien, der Entfremdung von Elisabeth und ihrer Depression 1967 in New York Selbstmord beging. Das sehenswerte Werk des renommierten Regisseurs Bruno Barreto („One Tough Cop", „Vier Tage im September") basiert auf Carmen L. Oliveiras Roman „Flores raras e banalíssimas". Und in der Tat erstaunt diese ganz frühe und freie Patchwork-Familie mit der Ex Mary und einem adoptierten Kind. Dazu ist das Liebesdrama äußerst stilvoll ins Bild gebracht, mit reizvoller historischer Kulisse und Architektur als Augenschmaus. Spätestens wenn die Blässe Elisabeths neben dem tiefschwarzen Haar von Lota die Poetin zu einem Gedicht inspiriert, will man mehr erfahren und lesen, hat der Film mit einer doppelten Entdeckung gewonnen.