7.1.14

Zwei vom alten Schlag

USA 2013 (Grudge Match) Regie: Peter Segal mit Sylvester Stallone, Robert De Niro, Kevin Hart, Alan Arkin und Kim Basinger 113 Min. FSK: ab 12

„Raging Bull" gegen „Rocky". Das ist wie „Schmetterling" Muhammad Ali gegen Volldampf-George Frazier. Filigrane Technik gegen ewig gleiche Dampfhammer-Dramaturgie. Wenn nun die alten Protagonisten beider bemerkenswerter Filmerscheinungen Jahrzehnte später im Ring aufeinandertreffen, ist das vor allem auf der Meta-Ebene eine interessante Geschichte. Robert De Niro, der „Raging Bull" von Martin Scorsese, gegen Sylvester Stallone, ein „Rocky" und „Rambo" der Filmgeschichte, der einfach nicht aufhören will, die Leinwand zu belästigen. Höchste Schauspielkunst gegen ein halbseitig gelähmtes Gesicht in einer anständigen Komödie nach routiniertem Rezept.

„Wie ein wilder Stier" - so der deutsche Titel von „Raging Bull" - säuft, flucht und hurt der ehemalige Box-Champion Billy „The Kid" McDonnen (Robert De Niro) nur noch rum. Dreißig Jahre ist es her seit, seit ein legendäres Ring-Duell gegen Henry „Razor" Sharp (Sylvester Stallone) über zwei Kämpfe unentschieden ausging. Vor der entscheidenden Revanche beendete Henry ohne Begründung seine Karriere, was ihm Billy nie verzieh. Allerdings gab es auch eine Frau zwischen den beiden.

Während sich der einfache und ehrliche Stahl-Arbeiter Henry mit seinem wortwörtlich stillen und bescheidenen Leben zufrieden gibt, lässt der wohlhabende und laut lärmende Autoverkäufer Billy die Sache nicht ruhen. Als Entlassungen, die Pflegeheimkosten des alten Trainers Lightning (Alan Arkin) und der nervige Box-Promoter Dante Slate Jr. (Kevin Hart) den Ring-Ruheständler doch zu einem Comeback-Kampf zwingen, lernen die Veteranen erst einmal, was virales Marketing ist: Ihre schwelende Feindschaft bricht bei jeder Begegnung aus, was zu sehr erfolgreichen Klöppereien auf YouTube führt.

Wenn die alten Herren in albernen Overalls für ein Videospiel vor Blue-Screen schattenboxen, wenn Trainer Lightning seinen Schützling mit dem Senioren-Scooter abhängt oder wenn sich alle über hüpfende Männerbrüste beim Seilchen-Springen („Bad Bay Watch") amüsieren, läuft der Schlagabtausch durchaus gelungen als Komödie ab. Kim Basinger rettet als alte Liebe Henrys und als Mutter von Billys Sohn B.J. (Jon Bernthal) die mäßig romantischen Szenen, in denen Stallone als tollpatschiger Opa nur mit Zurückhaltung überleben kann. Was ihn rettet, sind die exzellenten Dialoge mit klasse Sprüchen im Minutentakt (Buch: Tim Kelleher). Der beste Gag und die Hauptattraktion des Film haben ihre Referenz-Punkte in der auswärtigen Filmgeschichte, in den Verweisen auf andere, bessere Werke, etwa wenn Stallone diesmal nicht wie Frazier und Rocky auf Rinderhälften eindreschen darf.

Robert De Niro ist körperlich längst nicht mehr der Jake La Motta aus Martin Scorseses „Raging Bull" („Wie ein wilder Stier") von vor über dreißig Jahren. Doch beide Senioren machen „oben ohne" im unvermeidlichen Prügel-Finale eine erstaunlich gute Figur, wobei Stallone in Shorts gewinnt und DeNiro unter blutiger Matschgesicht-Maske etwas an Ausdruck verliert. „Zwei vom alten Schlag" ergeben längst noch keinen Boxerfilm vom alten Schlag, aber dank toller Texte und Nachhilfe in Sachen Sentiment durch gute Nebenfiguren (Kim Basinger, Alan Arkin, Jon Bernthal) zumindest nette Unterhaltung.