22.10.13

Sputnik

BRD, Belgien, Tschechien 2013 Regie: Markus Dietrich mit Flora Li Thiemann, Finn Fiebig, Devid Striesow, Yvonne Catterfeld 83 Min. FSK: o.A.

In diesem Glücksfall von Kinderfilm erzählt „Sputnik", wer in Wahrheit wirklich die Mauer fallen ließ, die bis 1989 zwei deutsche Staaten voneinander trennte. Denn nicht „Gorbi" oder der Lesefehler eines Ostpolitikers brachten 16 Millionen Ostdeutschen die Freiheit, auch nicht die Scorpions erschütterten mit ihrem Gitarrenkrach den Beton. Nein, ein paar Kinder im Brandenburgischen Dörfchen Malkow haben Science Fiction gespielt und dabei Geschichte geschrieben.

Am 3. November 1989 erwartet das ostdeutsche Dorf den Überflug des Sputnik und die aufgeweckte Friederike Bode (Flora Li Thiemann) will selber per Ballon einen Satelliten starten. Was geht uns die Mauer an, wir wollen Kosmonauten werden, meint das starke Mädchen. Friederike widerspricht gerne mal und „wird sich nie anpassen". Deshalb hat sie der Dorf-Volkspolizist, der Abschnittsbevollmächtigte Mauder (Devid Striesow knurrt als Vopo-Karikatur erst mal nur) auch immer auf dem Kieker.

Als Friederikes toller Onkel Maik, der schon mal im Gefängnis war, ausreisen darf, muss das innerhalb eines Tages geschehen. Für das Mädchen bricht eine Welt auseinander, aber sie verwandelt die ganze verzweifelte Situation in eine ihrer geliebten Science Fiction-Geschichten. In muss ihr Kapitän Maik aus dem umzingelten Westberlin zurück gebeamt werden.

Der Countdown wenige Tage vor der Mauer-Öffnung am 9. November 1989 zeigt ohne Ostalgie und kind- wie jugendgerecht die letzten Tage der DDR: Immer mehr hauen in den Westen ab, wenn in der Klasse wieder jemand fehlt, heißt das offiziell Erkältung. Immer noch werden Geschäfte und Beschaffungen von „Bückwaren" unterm Ladentisch getauscht. Doch der nette Herr Karl wird deshalb von der Volkspolizei verhaftet.

Der gelungene Film für die ganze Familie und die ganze Nation hat viele nette Kinderkrimi-Ideen wie ein Geheimfach im Gipsarm von Heldin Friederike. Als großartiger Einfall fallen Riekes Versuch, sich nach West-Berlin zu beamen, und die Öffnung der Mauer zusammen. So glauben die Kinder, sie hätten ein ganzes Dorf teleportiert. Und tatsächlich sehen sie ihre Eltern im Westfernsehen auf der anderen Seite der Mauer. Auch die Älteren haben viel zu Lachen, wenn der ewig gestrige Vopo am Ende, das ein Anfang ist, völlig verwirrt meint „Sie haben Erich umgebracht!" Gemeint ist zwar sein Riesenkarnickel, doch da gab es noch einen anderen Erich der immer unverständlich rummümmelte.