30.9.13

Liberace

USA 2013 (Behind The Candelabra) Regie: Steven Soderbergh mit Matt Damon, Michael Douglas, Rob Lowe, Anthony Crivello, Debbie Reynolds, Scott Bakula 114 Min.

"Liberace", der erste Post-Kino-Film des "Ocean's Eleven"-Regisseurs Steven Soderbergh, erhielt wie erwartet bereits die Hauptpreise der diesjährigen Emmy-Awards: Die amerikanische HBO-Produktion wurde dreifach ausgezeichnet, unter anderem als Bester TV-Film und Michael Douglas als Bester Hauptdarsteller. Sein Entertainer Liberace, dieser Ludwig II. von Las Vegas, sorgt mit unvorstellbarem Reichtum und billigen Aufreißer-Tricks für enormen und auch bösen Spaß in der ersten Filmhälfte.

Der Pianist Władziu Valentino Liberace (1919 - 1987) entwickelte sich zum grandiosen Bühnen- und Selbstdarsteller, wobei seine Homosexualität erst nach seinem AIDS-Tod einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Soderberghs Blick hinter den titelgebenden Leuchter (Candelabra), der auf Liberaces glimmerndem Piano stand, zeigt erst grandiosen Glitter, schwelgt in pompöser Ausstattung und macht den typisch unsinnigen deutschen Titel richtig sinnlich: „Zu viel des Guten ist wundervoll!" Das sieht gut aus wie immer bei diesem genialen Regisseur und Kameramann.

Knackig und gut sieht auch Scott Thorson (Matt Damon) aus, der Junge vom Land, der im Sommer 1977 die Garderobe von Liberace (Michael Douglas) betritt. Es ist ziemlich schnell klar, dass der Star sich diesen neuen Lover ausgeguckt hat - im Hintergrund mosert sein noch nicht ganz abgelegter Vorgänger herrlich pickiert rum. Auf engstem Raum ein Vorverweis auf das Ende einer Beziehung, die gerade erst beginnt.

Trotz großen Altersunterschiedes läuft die geheime Affäre gut an, für die üblichen Differenzen lässt sich immer eine Lösung kaufen. Dabei weiß man nie genau, ob das jetzt ein Verhältnis zwischen Liebenden oder ein Vater-Sohn-Ding ist. Die Skurrilitäten springen einen heftig an, wenn nach einigen Jahren häuslicher Zweisamkeit die Schönheits-OPs aus Scott eine junge Kopie Liberaces machen. Als die Pfunde des feisten Lebens weg müssen, erweist sich das Schlankheitsmittel als heftige Droge mit aggressiven Nebenerscheinungen, die einen eifersüchtigen Gefühls-Wahnsinn eskalieren lassen.

Die unschönen Szenen einer Schwulenbeziehung bestimmen den zweiten Teil von „Liberace". Das, was Liberaces Geliebter Scott Thorson in seinen Memoiren als die "schönsten Jahre des Pianisten" bezeichnen sollte, berührt tatsächlich als Niedergang eines einsamen Menschen, der schließlich an AIDS stirbt. Michael Douglas begeistert in der Hauptrolle, spielt nach Meinungen einiger gar die beste Rolle seines Lebens. Dabei ist es vor allem das Duo aus Douglas und Matt Damon, die in umwerfend komischen und sehr anrührenden Szenen diesen Film tragen, der sich immer mehr vom äußeren Glamour zu inneren Abgründen bewegt. Wenngleich eine Abschiedsszene noch einmal den ganzen Glanz und Glitter der Las Vegas-Shows von Liberace aufleben lässt. So wie der Film „Liberace" zum Abschied noch einmal die ganze Filmkunst von Steven Soderbergh aufleuchten lässt. Es fällt schwer zu glauben, dass so ein Jahrhundert-Künstler wirklich nie wieder Regie führen wird. „Liberace" sollte man sich aber auf jeden Fall ansehen.