6.8.13

Lone Ranger

USA 2013 (Lone Ranger) Regie: Gore Verbinski, mit Johnny Depp, Armie Hammer, Helena Bonham Carter, Tom Wilkinson, William Fichtner, 130 Min.

„Pirates of the Caribbean" auf dem Trockenen: Johnny Depp ändert seine Schminke minimal und schon reitet er ebenso wirr wahnsinnig wie Captain Jack Sparrow auf den Wellen nun als albern tragische Rothaut mit Vogel durchs Death Valley. Piraten-Produzent Jerry Bruckheimer und -Regisseur Gore Verbinski variierten auch die Handlung nur minimal, gingen mit dem alten Western-Comic "Lone Ranger" sehr spaßig locker um, mischten etwas "Lied vom Tod" hinein und fertig ist ein äußerst unterhaltsamer Kinohit, dem es gut tut, dass der extrem laute Materialverschleißer Bruckheimer in der staubigen Prärie nicht so viel zum Raumschmeißen hat.

Ein klassischer Western aus letzten Phase der us-amerikanischen Pionier-Zeit: Für Bodenschätze sind Land, Ehre und Prinzipien längst verschachert, Indianer und Büffel fast alle abgeschlachtet. Aber die Eisenbahn kommt pünktlich zum Zusammenschluss von Ost- und West des Halbkontinents. An diesem Schnittpunkt von Technik- und anderer Geschichte landet 1869 John Reid (Armie Hammer) als Mann des Gesetzes, der trotz staub- und blei-geschwängerter Luft keine Waffe benutzen will. Sein älterer Bruder hat den Job des Texas Rangers, dazu Johns ehemalige Geliebte Rebecca als Frau. Doch alle Gesetzeshüter sterben in einem klassischen Canyon-Hinterhalt des in jeder Hinsicht fiesen Outlaws Bud Cavendish. Nur John wird vom sehr seltsamen Indianer Tonto (Johnny Depp) gerettet. Oder eigentlich ist es ein mythisches, weißes Pferd, das dieses Bleichgesicht weiterleben lässt. Was zu aberwitzigen Diskussionen des edlen Gauls mit dem edlen Wilden führt. Trotzdem sorgen Ketten und andere Fährnisse des Schicksals dafür, dass John und Tonto aneinander gebunden bleiben. Mit viel Widerwillen des neuen, einsamen „Lone Rangers", der sich auch zu der für ihn typischen Maske überreden lassen muss und damit fortan den Dauer-Spot des Films ertragen muss: „Was soll eigentlich diese Maske?"

Schnell merkt man in der rückblickenden Rahmenerzählung und der ebenso komischen wie abenteuerlichen Handlung, dass „Lone Ranger" die alten Jungs-Comics nicht ganz ernst nimmt: Die „Lone Ranger"-Markenzeichen von Held mit Ross auf Hinterbeinen kommentiert Tonto trocken: „Mach das bloß nie wieder!" Johnny Depp gibt auch hier die eigentliche Hauptfigur so unverwechselbar, dass er ebenso sein Piraten-Outfit hätte tragen können. Der nicht nur wegen Maske gesichtslose Held Reid/Hammer muss sich noch hinter eindrucksvolle Nebendarsteller wie Tom Wilkinson als böser Geist der kapitalistischen Gier oder Helena Bonham Carter als Bordell-Chefin mit scharf schießendem Elfenbein-Bein einreihen.

Bruckheimer und Verbinski, deren Spezialität eher das laute Zerstören von möglichst vielen, möglichst großen Dingen ist, halten sich angenehm zurück. Nur mit der Eisenbahn müssen sie gleich zweimal aufwendig spielen, dabei Zugraub und -Verfolgungsjagd in einem gewaltigen Spektakel unter Begleitung des Radetzky-Marsches (!) zusammenknallen lassen. Ebenso wenig dezent gerieten die „Spiel mir das Lied vom Tod"-Zitate, bei denen eine Taschen-Uhr die Mundharmonika ersetzt. Immerhin zeigt die Aktien-Action rund um Land- und Silberraub recht raffiniert schon früh, wo es lang geht mit diesen Vereinigten Staaten. „Lone Ranger" ist ein Comic-Spaß, der den amerikanischen Traum von der Gier verkauft und ansonsten problemlos unterhält.