24.4.13

Eine Dame in Paris

Frankreich, Estland, Belgien 2011 (Une estonienne à Paris) mit Laine Mägi, Jeanne Moreau, Patrick Pineau 94 Min.

Obwohl ihre eigene Mutter nach langer Krankheit gerade verstorben ist, nimmt Anne (Laine Mägi), eine Frau aus Estland, ihren alten Pflege-Beruf wieder auf und kümmert sich in Paris um Frida (Jeanne Moreau). Nun will die alte, auch aus Estland stammende Dame allerdings keine Hilfe und hat schon einige Pflegekräfte verschlissen. Zickig bis biestig und auch mal bösartig tut sie alles, um Anne zu vertreiben. Trotz dieser verletzenden und auch mal ironischerweise ausländerfeindlichen Attacken bleibt Anne lange geduldig.

Stéphane, der geschäftige Café-Besitzer, der Anne engagierte, kommt selten vorbei - man kann ihn verstehen nachdem man das erste Gespräch der beiden mitbekommen hat. Doch schließlich ist auch Frida, die jedem Annäherungsversuch erst einmal mit gekonnter Abstoßung begegnet, nur ein einsamer Mensch, der sogar nach einem Selbstmordversuch unbedingt vom Arzneischrank ferngehalten werden muss. Aber Anne gelingt es mit Beharrlichkeit, dem Drachen näher zu kommen. Schließlich unterhalten sich die beiden sogar über Männer und Sex. Wobei sich Stéphane (Patrick Pineau) als ein früherer Liebhaber von Frida erweist, der einst das Café als Geschenk bekam. Je mehr die beiden sich annähern, desto mehr freut man sich, diesen stillen Film sehen zu können. In Locarno gab es dafür 2012 den Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI).

Jeanne Moreau als „Eine Dame in Paris" wieder zu sehen, ist nicht die Auffrischung eines schillernden Stars. Sie spielt einfach gut und eindrucksvoll die herrische Dame, die stolze und verletzliche Frau. Gleichwertig gibt Laine Mägi die Anna mit einer Sprödigkeit, wie man sie vielleicht eher von finnischen Stars kennt, und kräftigem Akzent. Anfangs frischte Anne ihr Französisch mit einem Chanson von Joe Dassin („Si tu t'appelle mélancolie") auf. Ihre einsamen Ausflüge ins nächtliche Paris sind mit Streichern und Saxophon unterlegt. Wie das zuerst dunkle und gelbliche Licht hellt sich auch die Stimmung zunehmend auf. Der estnische Regisseur Ilmar Raag („Klass") erzählt die Geschichte beider Frauen auf Basis der Erlebnisse seiner eigenen Mutter.