Regie: Ulrich Seidl
Wettbewerb
Nein, da half auch nicht die Nachfrage beim hochverehrten
Kollegen, der den Film schon am Schneidetisch gesehen hatte und darin
Trash-Qualitäten entdeckte.... (Berlinale ist ... an jeder Haltestelle wartet
nicht nur ein weiterführendes ÖPNVsmittel sondern auch ein ebensolches Gespräch
...) Die Hoffnung auf ein gutes oder sogar der Glaube an ein gesteigertes Ende
der Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl verflogen nach wenigen Minuten.
Was bisher geschah: Eine frustrierte, üppige
Krankenschwester findet auch mit gekauften Loverboys im Afrika-Urlaub nicht das
„Paradies: Liebe“ (Cannes 2012). Ihre Schwester findet zwar durch Einführung
eines Kreuzes mit dem Lieben Herrn Jesu und Kasteiung davor oder danach Befriedigung,
doch der Ex-Mann, der im Rollstuhl zum strammen Muslim wurde, nimmt dem
„Paradies: Glaube“ zumindest das Alleinstellungsmerkmal und auch irgendwie die
Reinheit der ausgestellten Barmherzigkeit (Venedig 2012).
Nun muss Melanie, die übergewichtige Tochter der
Krankenschwester, rein in ein Diät-Camp und raus kommt ein dünner Film. Die
Teenie-Gespräche der 13-Jährigen mit anderen Häftlingen der Österreicher
Völksangehörigkeit könnten nur als Parodie noch interessieren. Die Verliebtheit
in den schleimigen Arzt, ein naiver Kleine-Mädchen-Casanova, könnte zu einem
spannenden Konflikt führen, doch alles läuft derart unterkomplex ab, dass erst
die fast letzte Szene mit der coma-betrunkenen „Melli“ und dem auf einer
Waldlichtung an ihr herumschnüffelnden Arzt die Abstrusität üblicher
Seidl-Geschichten hat. Der militärische Drill des schmierigen Sportlehrers und
die immer wieder in albernen Formationen ins Bild gebrachte Kindergruppe des
Guantanamo-Light-Imitats irgendwo in den Voralpen ist höchstens dekorativ und
nur beim ersten Mal unterhaltsam. Bis auf ein paar Insider-Scherze bringt die
Verbindung der drei „Paradies“-Filme auch keinen Mehrwert, die Bezeichnung
Trilogie ist dafür stark übertrieben.
Die Heimweg-Begegnung hatte „Trash“ als Antwort. Diät-Film
trifft es besser.