Heute Abend wird der frisch verfilmte Musical-Erfolg „Les
Misérables“ (Regie: Tom Hooper) als „Gala“ der Berlinale kurz vor dem
kommerziellen Kinostart für viel Wirbel sorgen. Kein Wunder, ist die
musikalische unterlegte Illiteraten-Version von Victor Hugos „Die Elenden“ doch
mit Hugh „Wolfen“ Jackman, Russell „Gladiator“ Crowe, Anne Hathaway, Amanda
Seyfried, Helena Bonham Carter und Sacha „Borat“ Baron Cohen ausgesprochen
prominent besetzt. Allerdings schlug ein Musik-Fachmann völlig zu Recht als
Titel „Des Kaisers neue Kleider“ vor, weil niemand erwähne, dass die
hervorragenden Schauspieler schlicht nicht singen können. So sind die dank
dickem Produktions-Etat eindrucksvollen Kulissen und Kostüme der
Revolutions-Schmonzette wegen der Tonspur nur ganz schwer erträglich. Die
Veranstaltung kann heute Abend in verschiedenen Kinos (unter anderem Eden,
Aachen) live verfolgt werden.
Wenn Amanda Seyfried, hier als Ziehtochter des Helden nur
lieblich, in einem anderen Berlinale-Starter die seit „Deep Throat“ legendäre
Porno-Darstellerin Linda Lovelace spielt, ist ein wesentlich spannenderer und
Berlinale-gerechterer Film zu erwarten.
Solche „miserablen“ Gala-Veranstaltungen müssen eindeutig im
Zusammenhang mit Kürzungen gesehen werden, die dazu führen, dass Filmfestspiele
vermehrt über Eintrittskarten finanziert werden. Dadurch erfährt beispielsweise
auch die filmhistorische Retrospektive über den Einfluss von Filmemachern der
Weimarer Republik eine gewisse Banalisierung mit populären Werke wie „Casablanca“,
die man sowieso schon kennt.