14.1.13

Mavericks

USA 2012 (Chasing Mavericks) Regie: Curtis Hanson, Michael Apted mit Gerard Butler, Jonny Weston, Elisabeth Shue, Abigail Spencer, Leven Rambin 116 Min. FSK ab 6

Curtis Hanson und Michael Apted - zwei Regisseure zum feucht werden noch bevor man von den ersten Wellen weggerissen wird. Curtis Hanson hat in seiner bisher kreativsten Phase von 1997 bis 2001 die Eminem-Bio „8 Mile", die tiefsinnige Lebens-Komödie „Die WonderBoys" und den gefeierten Thriller „L.A. Confidential" gedreht. Michael Apted beeindruckte in seiner langen Karriere seit „Gorky Park" (1983), mit Meilensteinen wie der Dokumentation „Sting - Bring on the Night", „Gorillas im Nebel - Die Leidenschaft der Dian Fossey", dem „Native American"-Drama „Halbblut" und zum gleichen Thema auch eine Doku, den ungewöhnlichen Geschichten „Nell" und „Blink" sowie zuletzt dick im Mainstream „James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug" und „Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte". Die Lebensgeschichte des berühmten Surfers Jay Moriarity (1978 – 2001) wird also hoch aufgehängt. Mit „Mavericks" gelang den Regie-Stars überraschend ein Jugendfilm ohne Klischees und ein Surferfilm, der atemberaubend hohe Wellen schlägt.

Wie der erste Satz in der Literatur, kann auch die erste Szene eines Films schon alles erzählen: Als der kleine Jay beim Wellenzählen und einer ritterhaften Rettungsaktion für seine Freundin Kim von den Wellen erfasst wird, zieht ihn wie die Hand Gottes der Surfer Frosty Hesson auf sein Brett. Von nun an ist der vaterlose Junge dem Surfsport ebenso verfallen wie dem legendären Nachbarn. Als 15-Jähriger hängt sich Jay stundenlang an dessen Auto, um die geheime Bucht mit den legendären Superwellen, den Mavericks, zu entdecken. Damit qualifiziert er sich als Wellenreiter-Lehrling bei Frosty. Eine harte Schule des Lebens, die aus dem Surferfilm eine ernsthafte Geschichte abseits von Beach Boy-Songs und Casting-Abkürzung macht.

Trotzdem bleibt das Surfen auf den Wellen und den Straßen eine ultracoole Fortbewegung. Während allerdings die anderen, also auch seine große, abweisende Liebe Kim (Leven Rambin), feiern, arbeitet und trainiert Jay. Jeden morgen paddelt er unglaubliche Distanzen von zig Kilometern über die Meeresbucht, studiert Strömungen und Wellenbewegung, übt das Luftanhalten. Nebenbei bringt er seine Mutter (Elisabeth Shue) dazu, regelmäßig aufzustehen und zu arbeiten. Die größte Angst hat er allerdings nicht vor den Haien sondern vor einem ungeöffneten letzten Brief des Vaters, der sich vor Jahren verdrückt hat. Auch die muss Jay angehen, bevor die Saison der Superwellen ins Finale geht und er endlich in die haushohen, lebensgefährlichen Mavericks darf.

Passend zum hier vorgezeigten Charakter Jays verläuft „Mavericks" äußerlich angenehm undramatisch. Für seine Besessenheit von der Monster-Welle macht Jay eben keine große Welle sondern arbeitet diszipliniert und konzentriert. Frosty gibt seinem zugelaufenen Sohn etwas Philosophie auch für den Rest des Lebens mit. Das kommt glaubhaft rüber, obwohl Gerard Butler nicht der beste Darsteller für solche anspruchsvollen Rollen ist. Wie auch der Jungdarsteller Jonny Weston als Jay Moriarty nicht die charismatisch Entdeckung des Jahres werden wird. Doch die Chemie stimmt, alles ist mehr als solide inszeniert und als Sahnehäubchen gibt es reichlich Surf-Szenen mit wirklich eindrucksvollen Wellen. Wie diese überschlug sich Kameramann Bill Pope und erreicht die Qualität grandioser Dokumentationen. Die Intensität von Kathryn Bigelows „Gefährliche Brandung" wäre bei der Lebensgeschichte von Jay Moriarity unpassend. Ihn bestimmt bei angedichteter Vorahnung eines kurzen Lebens nicht das wahnsinnige Sich-Verschwenden sondern ein konzentriertes bewusstes Erleben.