23.8.12

Step up: Miami Heat

USA 2012 (Step Up Revolution / Step up 4 3D) Regie: Scott Speer mit Ryan Guzman, Kathryn McCormick, Misha Gabriel, Peter Gallagher 97 Min.

„Step up Revolution" heißt die vierte Auflage im Original. Revolution und eines dieser Tanzfilmchen, die Jugendliche höchstens dazu bewegen, sich für irgendein TV-Casting zu melden? Abwegig, aber nicht völlig. „Step up: Miami Heat", so der deutsche Titel, erzählt zwar nur die triviale Geschichte des ehrlichen Jungen und des reichen Töchterleins. Aber die Tanz-Szenen haben es in sich: Die typische Straßen-Szene seit „Fame" läuft diesmal direkt als Auftakt und Flash Mob am Ocean Drive mit ausgewechselten Autos und Rhythmen.

Der Kellner Sean (Ryan Guzman) ist dabei ein auch von der Polizei gesuchter Tänzer. Seine Schicht dauert nicht länger als 10 Sekunden, dann wird im Beach Club des Restaurants weiter getanzt. Die schöne Unbekannte, die dort nach einer heißen Sohle plötzlich wie Aschenputtel verschwindet, ist selbstverständlich Emily (Kathryn McCormick), Tochter des großen Magnaten Mr. Anderson (Peter Gallagher). Das Team von „The Mob" will mit möglichst vielen Hits einen You Tube-Preis gewinnen, das Prinzesschen muss sich in der Auswahl für eine Tanz-Compagnie bewähren. Klassisch dass sie dazu den Clash aus Standards und Street Style, aus Klassischem und Originellem braucht.

Als ein altes Viertel Miamis für Spekulanten platt gemacht werden soll, meint ausgerechnet die reiche Tochter, dass (Tanz-) Kunst politisch werden muss. Den eindrucksvollen Tanznummern im Restaurant und - mit viel Trompe-l'œil - im Museum folgt ein toller Tanz-Protest von Banker-Anzügen in der Stadtverwaltung. Dann spielt „Step Up" die Spaltung fast jeder politischer Bewegung in gewaltfrei und aggressiv nach. Bevor das Filmchen aber zu „rough" (oder RAF) wird, konzentriert es sich darauf, Liebe und Freundschaft wieder zu kitten. So endet auch das soziale Märchen gut, ohne dass man politisch aktiv sein muss, und die Karriere hebt ab, ohne dass allzu lang für die Choreografien trainiert wird. Die Versöhnung zwischen Kapital und Hand (oder hier: Fuß) im Stile von Metropolis findet in einem großen, bewegten Finale an den Docks statt.

„Step Up" oder „Street Dance", die Titel sind austauschbar wie Dramaturgie und Aufbau. Selbst Typen wie „väterlicher Wirt" ähneln sich. Romantik, karibische Rhythmen, immer wieder etwas „Dirty Dancing" im Gegenlicht, wie gehabt. Das 3D hat zeitweise einen Hauch von der Bewegungs-Intensität im Raum wie bei Wenders' „Pina", gelungen. Doch der politische Diskus ist auffällig. Ebenso, wie im Tanz massiv Elemente von Staats-Gewalt parodiert werden. Vielleicht bewegt diese zappelige Bewegung ja wirklich was: Steppt Stuttgart 21, rappt den Rettungsschirm, tanzt die Postdemokratie!