11.6.12

Ein Jahr vogelfrei

USA 2011 (The Big Year) Regie: David Frankel mit Steve Martin, Jack Black, Owen Wilson, Brian Dennehy 101 Min.

Der Comedian-Senior Steve Martin, der Blödel-Barde Jack Black und der bewährte Nonsens-Komiker Owen Wilson sind an sich schon ein reizvolles diverses Trio für eine Komödie, die mehr als einen Vogel hat. Dazu noch schön skurriles Thema und endlich gelingt mal eine großer Spaß trotz großen Geldes.

Nicht Birdwatching betreiben sie, sondern Birding, weist der silbergraue Konzern-Chef Stu Preissler (Steve Martin) einen Verhandlungspartner streng zurecht. Eigentlich egal, es sind auf jeden Fall schräge Vögel, die jede freie Minute damit verbringen, möglichst viele gefiederte Wesen in freier Wildbahn zu sehen. Richtig kurios gerät auch diese Angelegenheit, wenn sie zum Wettbewerb wird: „The Big Year" nennt sich die Konkurrenz, in einem Jahr möglichst viele nord-amerikanische Arten in Augenschein zu nehmen. Kenny Bostick (Owen Wilson) ist mit 732 Sichtungen Titelverteidiger und auch in diesem Jahr wieder verbissen ehrgeizig. Doch angeblich ist es nur die Liebe zur Natur, die ihn wie zig andere dazu bringt, an die Golfküste zu eilen, weil ein Sturm als „Fallout" hunderte Arten vor sich hertreibt, oder mit einer klapperigen Propellermaschine zur allerletzten Insel Alaskas zu fliegen. Auch Brad Harris (Jack Black) ist mit dabei. Der kleine IT-Angestellte lebt nach der Scheidung bei den Eltern und kratzt sich Geld und Zeit für sein „großes Jahr" mühsam zusammen. Im Gegensatz zum reichen Preissler, der sich im dritten Anlauf endlich mal eine Auszeit von der Firma gönnen will und einen Helikopter mietet, um einem Bergadler halsbrecherisch zu folgen.

Was ein verrücktes Wettrennen hätte werden können, begeistert von Anfang an mit richtigen Figuren und Geschichten: Der äußerst spektakuläre Balzflug des Weißkopfseeadlers erinnert die Herren an ihre zurückgelassene Liebe. Während Preissler endlich Zeit mit seiner großmütigen Frau verbringen will und einen Enkel erwartet, will Bosticks Frau zuhause ein Kind bekommen. Erst als er seine Frau bei der künstlichen Befruchtung für eine Schneeeule sitzen lässt, wird der nur scheinbar lässige Vogel-Jäger richtig unsympathisch. Harris sieht sich als grauer Vogel, den jeder unterschätzt, der aber zu enormen Leistungen fähig ist. Außerdem findet der Unglücksvogel eine Kollegin in der Zugvogel-Gesellschaft echt putzig. Doch was dieses Hobby aus Romantik macht, zeigt eine Birding-Hochzeitsreise nach Alaska: Als die Frischvermählte ihren von rücksichtslosen Kollegen in Fischabfall getauchten Designerschal draußen auswaschen will, führt das zu einer veritablen Hitchcock-Szene - Die Vögel.

Diese schrägen Vögel zu beobachten, die sich selbst in grandiose Landschaften nur für das eine interessieren, macht nicht nur immer wieder großen Spaß. Es rührt auch, zu erleben, wie hoch der Preis für den Erfolg ist. Jeder der drei muss eine Entscheidung für das Leben treffen, aus den entspannteren Verrückten werden Freunde. Dass treffend einfache Lebens-Weisheiten wie „Folge deinem Herzen" (oder der Flugroute der Graugans) angenommen werden, liegt am guten Darsteller-Trio - großartig unterstützt auch von Anjelica Huston, Brian Dennehy und Dianne Wiest. Steve Martin meistert ohne Klamauk die Charakterrolle, Jack Black ist gebremst hervorragend und Owen Wilson kann auch leise. Dieser Film - laufende Nr. 273 - sollte in der Sammlung des Kinojahres nicht fehlen.