26.6.12

The Amazing Spider-Man

USA 2012 (The Amazing Spider-Man) Regie: Marc Webb mit Andrew Garfield, Emma Stone, Rhys Ifans 136 Min. FSK ab 12

Um die wichtigsten Fragen zu klären: Ja, den Marvel-Superhelden „Spider-Man" hatten wir doch gerade erst 2002-2007 als Trilogie vom Sam Raimi, und auch noch mit Tobey Maguire und Kirsten Dunst ziemlich gut. Nein, der nur im Titel eindrucksvolle „Amazing Spider-Man" von 2012 ist keine Fortsetzung, kein „Prequel", kein Spin-Off. Es ist einfach das ganze noch mal und in jeder Hinsicht schlechter.

„Ready or not - here I come" mit einem von zahllosen verzichtbaren Sprüchen beginnt erneut die Geschichte vom verwaisten Peter Parker, der bei Onkel Ben (Martin Sheen) und Tante May (Sally Field) aufwächst. In der Schule schwächlicher Außenseiter, zu Hause liebes Kerlchen. Bis bei einem Besuch im Laboratorium von Dr. Curt Connors (Rhys Ifans), eines Kollegen seines Vaters, der Biss einer Spinne alles verändert. Peter mutiert in Minuten zum Superman, was der Film zum Slapstick nutzt. Auch weiterhin vergeht keine Flugeinlage, kein Sprung oder Schlag, ohne dass Peter irgendeinen albernen Kommentar dazu abgeben muss. Selbst wenn hier Leute was Eindrucksvolles gemacht hätten, derartige Deppen-Synchro hätte es nicht überlebt. Das packt nicht, das nervt nur. Kindisch auch die ersten Anwendungen der neuen Fähigkeiten für Rache am Schul-Bully Flash und ein paar tatsächlich coole Skate-Einlagen.

Doch weiter zum unabdingbaren Bösewicht, in dessen Rolle Rhys Ifans kurz Hoffnung weckt. Bis sich sein einarmiger Wissenschaftler - wegen der Selbstheilungs-Gene - in eine Rieseneidechse verwandelt, die fortan New York unsicher macht. Etwas hinderlich bei Peters Aktionen, die ohne viel Aufhebens von Rache zu Rettung wechseln, ist dass der Vater seiner Freundin Gwen (Emma Stone) Polizeichef der Stadt ist. Dabei dauert es bei extrem überlangen Film eine ganze Stunde, bis die lahme Action beginnt. Die dann eher Parcours mit lauter Musikkrücke als großes Kino ist.

Wir waren zwar überhaupt nicht bereit für einen weiteren Spider-Man, aber schauen mal, weswegen man sich für die Kopie von Marc Webb ("(500) Days of Summer") entscheiden könnte: Die Liste der Minus-Punkte im direkten Vergleich ist jedoch lang wie ein Spinnenfaden. Die schwächere Besetzung reicht schon, um das ganze Projekt scheitern zu lassen. Andrew Garfield („The Social Network") sollte Teenie-Komödien machen, hier ist er bereits mit einer flachen Comic-Figur überfordert. Schuld oder Verantwortung, solche Konzepte kann er nicht tragen. Emma Stone steht weder der unsicher verliebte Teenager noch die hochintelligente Wissenschaftlerin.

Irgendwo hängt ein Einstein-Spruch an der Wand, „Imagination is more than knowledge". Doch Fantasie hat der Film überhaupt nicht, selbst das gegnerische Monster ist eine Witznummer aus der Junior-Tüte vom Fast-Food-Versorger und das Finale gerät zu „Godzilla gegen den Latex-Lacher". Die bekannte Geschichte wurde ohne Sorgfalt runtererzählt, fast alles wirkt gewollt, behauptet, erzwungen. Das ebenso überflüssige 3D beeindruckt genau einmal - im Vorspann mit einem Netz echter Spinnen um einen rum. Wieder wurden zig Millionen verschleudert und der einzige Grund kann sein, Raimis „Spider-Man" war einfach viel zu gut. Deshalb machte man das Ganze auf dem üblichen Popcorn-Niveau noch mal.