13.2.12

Gefährten

USA, 2011 (War Horse) Regie: Steven Spielberg mit Emily Watson (Rosie Narracott), David Thewlis (Lyons), Peter Mullan (Ted Narracott), Niels Arestrup 147 Min. FSK ab 12

Unter Pferden geht der Spruch, man habe schon Kritiker kotzen gesehen. Nun wollen wir nicht polemisch werden - oder vielleicht doch... Steven Spielbergs neuer Film kommt anfangs als irische Pferde-Oper ohne viele Worte angetrabt. Emily Watson ist die resolute Mutter auf der kleinen Farm, deren Miete bald nicht mehr bezahlt werden kann. (Und die öfters sehr künstlich nach Studio aussieht.) Noch beim Zähmen des im alten Streit zwischen Reich und Arm für viel zu viel ersteigerten Gauls springt ein Gedanke aus dem Bild: Das ist langweilig! Trotz scheckisch lustiger Einsprengsel wie dem besoffenen Hinkebein und Farmbesitzer Ted (Peter Mullan), der sich mit einer Gans sowie der Peter & der Wolf-Musik auseinander setzen muss. Bei so viel Muße und Spaß wundert es nicht, dass Geld für die Pacht fehlt. Doch bald kulminiert der Sozialkampf zwischen dem fiesen reichen Landbesitzer (David Thewlis), der Auto fährt und die Armen verspottet, in einer Wette: Des Farmers Sohn und bester Freund des Joey genannten Pferdes sichert den Erhalt des Hauses beim fristgerechten Pflügen eines extrem steinigen Ackers.

Wie es auf der kleinen Farm weitergeht, wissen wir nicht, denn „Gefährten" ist die Geschichte des Pferdes, die im gleichnamigen Roman von Michael Morpurgo tatsächlich vom Pferd erzählt wird. Ja, und auch im Theaterstück, das es später gab. So kassiert mit Ausbruch des 1. Weltkrieges die Armee den Gaul ein, freudige Reitersleute bereiten sich in fescher Uniform auf sportlichen Spaß vor und werden brutal niedergemetzelt. Nicht so wie in Spielbergs „Private Ryan", denn dies ist ein Film für Fohlen ab 12 gemäß FSK (Fohlen-Schutz-Kommission). Hier fallen Gegner wie Indianer im Western - ohne einen Tropfen Blut. Die Falle schnappt trotzdem zu, das Pferd gerät in Kriegsgefangenschaft, zusammen mit neuer Liebe, dem schwarzen Reittier des Truppenführers. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zu desertieren - aus diesem Film. Doch bei Resistance und Kollaboration erleben sie auf acht Hufen so Einiges im immer mehr kriegszerfurchten Europa. Die Menschen auf oder an ihnen bleiben meist auf der Strecke, unter anderem auch David Kross als deutscher Soldat Gunter. Dabei kommt Spaß wieder nicht zu kurz, wenn dieser bei der Rettung seines kleinen Bruders eine ganze Marschkolonne umkegelt. War doch nicht alles schlecht damals...

Dass Spielberg dieses lauwarme Hufeisen angefasst hat, kann man sich nur erklären, weil dieser Gaul irgendwie wie E.T. ist: Nach Hause galoppieren... Denn eindeutig liegt der Fokus falsch. Man bangt nicht wirklich um die Pferde, und währenddessen gehen bei der Schindmähren-Odyssee die menschlichen Protagonisten verloren. Verkörpert von großartigen Schauspielern, die wegen eines Pferdes zu kurz kommen. Aber man lernt, Pferde sind eindeutig die besseren Menschen. Nur eine Szene vermittelt eine Ahnung vom Wahnsinn auch dieses Krieges, ein unglaublicher und schmerzlicher Ritt durch Laufgräben, über Panzer und durch Stacheldraht. Eine große und grausame Szene, die Spielberg würdig ist. Doch das reicht nicht. Vor allem weil gleich danach im üblen Kitsch das als Stacheldraht-Roulade eingewickelte Pferd zur Völkerverständigung zwischen den Schützengräben dient. Dann finden sich alle wieder und sind so ergriffen, dass man den Waffenstillstand von Compiègne beschloss. Albert und Joey pflügten glücklich bis an ihr Lebensende. Am Ende ist das Abendrot künstlich wie bei amerikanischen oder irischen Western von John Ford. „Megakitsch" denkt sich das Pferd und aus Trotz umarmt es als einziger niemand anders.