6.11.11

Another Earth

USA 2011 (Another Earth) Regie: Mike Cahill mit Brit Marling, William Mapother 92 Min.

2011 wird das Jahr der Sternengucker: Nach von Triers „Melancholia" und Malicks „The Tree of Life" beeindruckt nun auch „Another Earth" mit kosmologischer Kinematografie. Während eine eindrucksvolle Himmelserscheinung beim dänischen Drama das Ende bedeutet, erweckt sie bei Rhoda Williams (Brit Marling) neue Hoffnungen. Eine andere, zweite Erde taucht am Firmament auf - und ist nicht ganz unschuldig an einem furchtbaren Unfall mit tödlichen Folgen. Im Partyrausch verursacht Rhoda eine Katastrophe und muss vier Jahre ins Gefängnis. In dieser Zeit ist der Erd-Zwilling näher gekommen, Regierungen versuchen, Kontakt aufzunehmen, und ein Unternehmen bietet schon Weltraum-Riesen zu „Earth 2" an.

Die an Astrologie interessierte Rhoda verschließt sich nach der Haftstrafe. Sie wohnt bei den Eltern, nimmt einen Putzjob an, während ihre alten Kommilitonen eine Unikarriere vermuten. Die junge Frau spricht nicht viel und beschließt, sich beim Überlebenden des Unfalls zu melden. Doch bei der Begegnung an der Haustür des ehemals bekannten Komponisten John Burroughs (William Mapother), der Frau und Kind verlor, verliert sich ihr Quäntchen verzweifelten Mutes. Rhoda erzählt, sie sei von einem Putzdienst und biete eine Probe-Reinigung an, gratis. Zögerlich nimmt John an, die Wohnung des trinkfreudigen Mannes muss tatsächlich dringend aufgeräumt werden. Über diesen Weg nähern sich die beiden zögerlich an, sie nehmen beim Spiel mit der Wii erstmals entspannt Kontakt auf. Rhodas große Hoffnung liegt allerdings auf einem Preisrätsel mit als Hauptgewinn eine Reise zu Earth 2. Denn mittlerweile hat Funkkontakt herausgebracht, dass der Blaue Planet am Himmel eine exakte Kopie ist, auf der sogar die gleichen Menschen leben. Doch vielleicht hat dort der Unfall nicht stattgefunden...

Hauptdarstellerin Brit Marling und Regisseur Mike Cahill entwickelten zusammen das Drehbuch zu diesem Drama mit Science Fiction-Elementen, das beim Sundance Film Festival 2011 den Spezialpreis der Jury und den Alfred P. Sloane Preis erhielt. Ihnen gelang ein schlüssiges und eindrucksvolles Bild des neuen Planeten als zweite Chance. So wie früher Kontinente mit Straffälligen besiedelt wurden, wie Rhoda in ihrer Bewerbung für das Flug-Ticket schreibt. Innere Welten werden auf das All projiziert, die Parallelwelt macht aus Selbstzweifeln ein universales Schauspiel, in dem sich viele Ideen durchdenken lassen: „Wir sind selber unser Spiegelbild", heißt es im Film.

Mike Cahill arbeitet bei seiner Inszenierung mit angerissenen Bildern, viele Überblendungen und Ausschnitten. Trotz des galaktischen Bezugspunktes konzentriert sich der ruhige Film auf seine Figuren. Dabei beeindruckt Hauptdarstellerin Brit Marling enorm. Dazu fügen sich einige berührende Momente wie Johns Solo mit singender Säge und zerrissene Figuren wie Rhodas indianischer Kollege, der sich angesichts einer unerträglichen Welt mit Säure blendet. Cahill und Marling finden für ihre traumatisierten Protagonisten eine andere, überraschende Lösung und ein doppelt offenes Ende.