14.5.11

Cannes 2011 Pirates of the Caribbean / Wu Xia

" Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten"  sorgte in Cannes für einen Depp(en)-Tag. Der sehr mäßige Abenteuer-Film lieferte das Erwartete und keinen Ruderschlag mehr - "Pirates of the Caribbean – Seichte Bekannte"  wäre der bessere Titel des Films von Regisseur Rob Marshall und Produzent Jerry Bruckheimer. Gestartet 2003 als originelle Wiederbelebung der Piraten-Filme, als Genre-Mix mit einem genial verdreht spielenden Johnny Depp, brauchen die Piraten nun selbst dringend einen Jungbrunnen. So ist es symptomatisch, wenn sich drei konkurrierende Reisegruppen aufmachen, diesen sagenhaften Ort zu finden. Spätestens als die spanische Flotte, die als erstes in Cádiz zu tropischen Gefilden aufbricht, die Konkurrenz aus London rasant überholt, stimmt etwas nicht. Die geographischen Probleme beiseitegelassen, wirkt diese Riesenpackung Abenteuer extrem schematisch und vorhersehbar konstruiert. Dachten sich Bruckheimer und die anderen Produzenten, die Leute kommen sowie, da braucht man sich keine Mühe zu geben? So duellieren sich wieder Sparrow, Black Beard und die kämpferische Amazone des Films, legen sich gegenseitig rein und helfen sich auch aus der Patsche. Ein paar Meerjungfrauen mit Vampir-Zähnen sind da die größte Überraschung. So was gibt es auch unter Filmtitel wie auch „Dino-Shark" – man nennt es „Camp", dt. Schund. Die 3D-Technik ist bei einem Schwert- und einem Schlangen-Gag zu vernachlässigen.

Wie ein Öltanker mit voller Fahrt in ein Korallenriff knallt, so unpassend machte sich die laute Major-Piraten-Produktion, die künstlerisch eher Rückschritt als Flaute ist, in Cannes schillernder Welt vielfältiger kreativer Werke breit. Direkt nach dieser Enttäuschung brachte "Wu Xia" von Peter Ho-Sun Chan aus China um Mitternacht einen richtig guten, modernen Action-Film in den Festivalpalast. Die Geschichte eines staatlichen Detektives, der in einem einfachen Papiermacher und  dessen Heldentat die Handschrift eines berüchtigten Massenmörders entdeckt, begeisterte mit den spannenderen Choreografien, den komplexeren Charakteren, der besseren Kamera und der raffinierteren Geschichte. Hier wird das Sterben mit den Mitteln von CSI kriminalistisch und detailliert untersucht, während bei den  eher kindischen „Piraten" so gut wie nie sichtbar im Bild gestorben, aber ebenso zahlreich gemeuchelt wird. Die Weinstein-Produktion hat sich schon die Rechte für ein Remake von "Wu Xia" gesichert.