8.3.11

Biutiful

Spanien, Mexiko 2010 (Biutiful) Regie: Alejandro González Iñárritu mit Javier Bardem, Karra Elejalde, Blanca Portillo, Rubén Ochandiano 147 Min.

Angesichts seines baldigen Krebstodes versucht Uxbal in Barcelona sein bisheriges Leben aufzuräumen. Zwischen ehrenwerten Absichten, einem guten Herzen und krummen Geschäften kümmert sich der erste Mann um illegale Arbeiter, seine beiden Kinder und die Ex-Frau. Zwar müden die verzweifelten Bemühungen in einer Katastrophe, doch der ebenso poetische wie spirituelle Film von Alejandro González Iñárritu („Amores perros", „21 Gramm", „Babel") führt seine von Javier Bardem eindrucksvoll gespielte Hauptfigur zu einem versöhnlichen Ende.

Zwischen den Welten - selten passte eine Beschreibung besser auf eine Figur: Uxbal (Javier Bardem) spricht mit den Toten und ist selbst schon halbtot. Sein Krebs lässt ihm nicht mehr viel Zeit. Deshalb will Uxbal noch vieles erledigen, sich um vieles kümmern. Und es gibt viel, um das sich ein Mann in Barcelona kümmern kann. Da sind Schwarzafrikaner ohne Aufenthaltsgenehmigung, die von Uxbal gegen Geld vermittelt und dann von chinesischen Menschenhändlern ausgebeutet werden. Doch Uxbal will ihnen anständige Unterkünfte und Lebensbedingen garantieren. So verhandelt er mit den Chinesen, besticht die Polizei und redet als Freund mit den Illegalen.

Weil die bipolare Mutter Marambra (Maricel Álvarez) ihnen kein gutes Zuhause bieten kann, muss Uxbal sich zwischen der Chemotherapie wieder um seine beiden Kinder Ana und Mateo kümmern. Und auch die Liebe zu Marambra brennt weiterhin, obwohl sie in der Vergangenheit sehr zerstörerisch war. So ist der ernste, stille Mann in einem Moment ungemein liebevoll, dann wieder sehr genervt. Dann gibt es noch die Stimmen aus der anderen Welt, aus dem Jenseits, in dem Uxbal in einigen Wochen sein wird. Und längst hat er noch nicht gut Geld gespart und ergaunert, um seinen Kindern ihre Zukunft zu erleichtern.

„Biutiful" ist eine spezielle Art, „schön" auf Englisch zu schreiben und eine besondere Art der Schönheit. Rührend ohne jeden Kitsch ist das Verhältnis des Mannes zu seinen Kindern, vor allem zu der älteren Tochter Ana. Übersinnlich sind die Erscheinungen Uxbals im Spiegel oder eine Begegnung mit seinem Selbst, das wie eine Spinne an der Zimmerdecke hängt. Doch dies alles frei von Horror, vielmehr in poetischen Bildern angefüllt mit der Angst vor dem Ungewissen, vor dem „Hinübergehen".

In Cannes hing sich die Kritik daran auf, dass Alejandro González Iñárritu („Amores perros") nicht wie in seiner Globalisierung des Gefühls „Babel" oder in dem Schuld-Puzzle „21 Gramm" verschiedene Erzählstränge verflochten hat. Einerseits würden die gleichen flachen Argumente auch eine Wiederholung dieses Schemas bemängeln. Zudem könnte man auch sagen, in der Figur Uxbals vermischen sich mehr unterschiedliche Stränge als in den Figuren aus vorherigen Filmen. Dieses Barcelona - in seinen vom Tourismus freien Gassen ein Hauptdarsteller des Films - ist außerdem derart globalisiert, dass es keiner exotischen Parallel-Sets bedarf. So mag „Biutiful" im Fluss der Geschichte etwas konventionell sein - Figuren, Visionen, Gefühle und die ungewöhnlichen Mittel sind es nicht. Wenn sich der poetische Rahmen versöhnlich um den Abschied Uxbals schließt, vollendet sich das großartige Erlebnis dieses eindringlichen Films.