7.2.11

Gullivers Reisen

USA 2010 (Gulliver's Travels) Regie: Rob Letterman mit Jack Black (Lemuel Gulliver), Emily Blunt (Prinzessin Mary), Jason Segel 87 Min. FSK ab 6

Dass die Hauptfigur dieses Kinderfilms noch den Namen Gulliver aus der Vorlage von Jonathan Swift des Jahres 1726 trägt, erstaunt. Ist das simple Spektakel doch eine reine Jack Black-Show, die sogar noch die kritikfreie Kinderversion von Swift an Einfachheit unterbietet. Jack Black, der sich hier Gulliver nennt, fristet ein Leben als kleiner Bürobote einer Zeitung. Seine eigentlich traurige Verlierer-Existenz redet er sich mit lustigen Sprüchen schön, während er die Freizeit als "Guitar Hero" vor der Spielkonsole verbringt. Doch irgendwann fasst er sich ein Herz, behauptet gegenüber der Redakteurin Darcy (Amanda Peet), in die er heimlich verliebt ist, dass er viel reise und auch darüber schreibe. Der Betrug bringt ihm den Auftrag ein, eine Reportage vom Bermuda Dreieck zu machen. So sticht Gulliver allein mit einem Boot in See – ohne Führerschein oder Ahnung, um bald von einer riesigen Wasserhose in die Luft geschleudert zu werden.

Als Gefangener der Liliputaner muss Gulliver erst eine Prinzessin retten, dann das Feuer im Schloss unorthodox löschen, um nicht mehr als riesiges "Biest" verachtet zu werden. Dass Jack Black dabei die Hosen runter lässt und das Feuer ausgepinkelt wird, ist allerdings keine Neuerfindung im Geiste amerikanischer Ekel-Komödien. Auch bei Swift wurde schon so gelöscht!

Ansonsten wimmelt es in „Gullivers Reisen" von Modernisierungen des Stoffes, wenngleich kaum geistreichen. Die freundlichen Kleinen bauen ihm ein Luxushaus und schließlich auch ein Mini-Broadway, das in allen Aufführungen den großen Gulliver widerspiegelt. Er erzählt ihnen nicht nur, er sei Präsident von Manhattan gewesen, sondern inszeniert auch aus den größten Filmklassikern Theaterstücke. Die Liliputaner glauben ihm schließlich, dass er in der Titanic gestorben ist ... aber dann doch wiederbelebt wurde.

Für seinen neuen Liliputaner-Kumpel Horatio (Jason Segel) macht Gulliver mit Prince-Songs den Cyrano, denn der kleine Held will die reichlich naive Prinzessin Mary erobern. Derweil versucht noch so ein kleines, kriegerisches Völkchen mit altertümlicher Sprache und Sitte, Liliput zu erobern. Gulliver soll als neuer General die Verteidigung übernehmen und aus dem Spaß wird ein ... noch weniger lustiger Unernst.

„Gullivers Reisen" wurden in jeder Hinsicht für (amerikanische) Kinder gebucht. Wenn Gulliver/Jack von einem noch größeren Riesen besiegt wird, hebt der ihn an seiner Unterhose hoch - ein klassischer böser Spaß auf US-Schulhöfen. Der Einsatz eines Transformer-Roboters wirkt völlig deplatziert. Dazu passt Jack Black, einst ein bissiger Comedian, nun ein Hollywood-Clown, der sich in kurzen Hosen als zu großes Kind aufführt. Für diesen Möchtegern-Rocker hat man zwei Musiknummern ins Drehbuch geschrieben - und tägliche Massagen gegen starre Nacken, denn dauernd müssen die Leute steil nach oben oder unten starren. So sammelt der Film haufenweise alberne Ideen, macht auf Nummern-Revue ohne große Linie. Dass Gulliver über sich selbst hinauswächst, erwartet man vergebens. Wir lernen vor allem: Nicht auf die äußere Größe kommt es an, auch Erwachsenen können völlig kindischen Blödsinn machen.