2.1.11

Der Auftragslover


Frankreich, Monaco 2010 (L' Arnacoeur) Regie: Pascal Chaumeil mit Romain Duris, Vanessa Paradis, Julie Ferrier, François Damiens 105 Min. FSK o.A.

Die Sonne verschwindet hinter sanft wogenden Hügeln. Ihre Lippen nähern sich zitternd den seinen. Im letzten Moment wendet er den Kopf ab: „Ich bin nicht mehr frei! Doch dir steht die große Liebe offen...“ Dies könnte das Finale einer großen Romanze sein, er sollte dann noch sagen „Uns bleibt immer noch Paris“ oder so. Aber für Alex (Romain Duris) ist das nur das Finale eines weiteren erfolgreichen Auftrags: Er zeigt Frauen die große Liebe, um sie im Auftrag von Vätern oder besorgten Freunden von unwürdigen Verlobten loszueisen. Wie der verschmitzte Lover seine immergleiche Nummer in verschiedenen Rollen und Verkleidungen bei unterschiedlichen Frauen abzieht, ist grandios. Detektivisch erforscht Alex mit seiner Schwester Mélanie (Julie Ferrier) sowie deren Mann Marc (François Damiens) die Vorlieben der Zielpersonen, um mit der richtigen Lieblingsmusik zum perfekten Essen aufzutrumpfen oder Dirty Dancing zu tanzen. Doch wir ahnen, dass es bald einen Auftrag gibt, an dem der Leih-Liebhaber sich verhebt.

Eine Menge Schulden und nur zehn Tage Zeit hat Alex, um die reiche und sehr selbständige Juliette (Vanessa Paradis) im Auftrag ihres Vaters vom noch reicheren Verlobten zu befreien. Monaco ist die Kulisse für den Superlover und Supermann Alex, der sich diesmal als Bodyguard für Juliette ausgibt. Anfängliche Widerstände überwindet das Trick-Trio mit einem vorgetäuschten Raubüberfall - kleine Inszenierungen unterstützen die Glaubwürdigkeit. Derweil beobachten Marc und Mélanie aus dem Nebenzimmer des Hotels, in dem Alex das Nebenzimmer von Juliette belegt, hoch technisiert jeden Schritt der zu Becircenden. Aber Herzens-Täuscher Alex, der sich als Künstler sieht, bringt Job und Privatleben durcheinander. Am Ende bekommt auch er eine Lektion in Sachen Liebe verpasst.

Romain Duris als romantischer Held, das wirkt erst einmal wie Fehlbesetzung mit dem eindrucksvollen Franzosen, der als „Gadjo Dilo“, als verrückter Fremder bekannt wurde. In der Studenten-WG „L'auberge espagnole“ war er zwar etwas braver, doch „Der wilde Schlag meines Herzens“ könnte als gemeinsamer Nenner seiner Paraderollen gelten: Wild, leidenschaftlich, hemmungslos. Nun spielt sein Alex mit den Gefühlen, bis er einer besonderen Frau begegnet. Vanessa Paradis, mit der süßen Zahnlücke und dem sexy Ehemann Johnny Depp, spielt die eigenwillige Juliette gekonnt und überzeugend - das Schlagersternchen mit der piepsigen Stimme („Joe le taxi“) ist da längst vergessen.

Richtig überzeugend ist das Debüt von Pascal Chaumeil aber durch die flotte Inszenierung der frischen romantischen Komödie, die in Ton und Bild nicht durch sanfte Geigen sondern klaren Rock (Musik: Klaus Badelt) begleitet wird. Den Autoren Laurent Zeitoun, Jeremy Doner und Yohan Gromb gingen die lustigen Ideen nicht aus und so erfreut dieser Gangster of Love Herzen und Lachmuskeln gleichermaßen.