22.11.10

Fair Game


USA, Vereinigte Arabische Emirate 2010 (Fair Game) Regie: Fair Game mit Sean Penn, Naomi Watts, Sam Shepard 108 Min. FSK ab 12

Wer meint, unsere Politiker würden schon wissen, weshalb wir etwa plötzlich dringend einen milliarden-teuren Raketenschutzschirm brauchen und wovor er uns eigentlich schützen soll, kommt durch „Fair Game“, diesen spannenden Polit-Thriller mit Starbesetzung ans Grübeln. Action-Spezialist Doug Liman („Mr. & Mrs. Smith“) rollt einen wahren und wahrhaften Skandal noch einmal auf.

Ausnahmsweise muss hier das „nach einer wahren Geschichte“ betont und verbürgt werden: „Fair Game“ beruht auf den beiden Büchern von Joseph Wilson („The Politics of Truth“) und Valerie Plame („Fair Game“), den Hauptfiguren dieser Geschichte. Valerie Plame war 19 Jahre lang erfolgreiche CIA-Agentin, ihr Mann Joseph Wilson unter Bush Sr. und Bill Clinton Botschafter sowie politischer Spezialist für einige afrikanischen Länder. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wird die CIA angewiesen, Beweise für Massenvernichtungswaffen im Irak zu finden. Also einen Grund, um in das Land, das mit 9/11 überhaupt nichts zu tun hatte, einzumarschieren. Valerie Plame befragt ihre Undercover-Kontakte im Irak. Wilson wird unabhängig davon offiziell in den Niger geschickt, um herauszubekommen, ob von dort verschwundenes Uran vielleicht in den Irak gelangte. Sein Urteil ist ohne Zweifel: Nein! Trotzdem taucht seine Expertise im Endbericht der CIA als Grund für einen Einmarsch auf. Wilson veröffentlicht in der New York Times, dass der Angriff aufgrund konstruierter Fakten geschah, worauf seine Frau auf Anweisung aus dem Weißen Haus sofort entlassen und enttarnt wird. All ihre Kontaktpersonen im Ausland befinden nicht nun in Lebensgefahr...

Aus der trockenen Faktenlage eines der unglaublichsten Politskandale der Vereinigten Staaten macht Regisseur Doug Liman vor allem mit dem exzellent die Stimme von Ehre und Gewissen verkörpernden Sean Penn einen auf mehreren Ebenen spannenden Film. Da sind die verzweifelten Versuche Valeries, mit anständigen Kollegen ein paar der Kontaktpersonen zu retten. Wir erleben die Enttäuschung der Iraker, die für den Frieden und auch für Freiheit in ihrem Land Informationen preisgegeben haben, nebenbei über die Unwissenheit der westlichen Geheimdienste staunten und nun sich selber überlassen werden. Und wir fühlen, wie der äußere Druck einer schmutzigen Medienkampagne die Familie von Joseph Wilson und Valerie Plame zu zerreißen droht. Hier kann man an der Starrköpfigkeit des amerikanischen Kohlhaas zweifeln, doch seine finale Lektion in politischer Wahrheit trifft und wischt all die täuschende Scheingefechte hinweg. Seine erste Frage vor einer Uni-Klasse lautet: Wieso gibt es Krieg?

Darin ist „Fair Game“ ein richtig altmodischer Polit-Thriller. Er hält tapfer die Fahne der Wahrheit hoch, deckt Skandale auf und gibt einem ein Quäntchen mutigem Widerstandsgeist für die Welt außerhalb des Kinos mit. Dass Liman schlüssiger und glaubhafter argumentieren kann als das cineastische „Shock and Awe“(dt. „Schrecken und Ehrfurcht“) von lauten Spektakeln wie „Green Zone“, tut gut. Auch wenn er eine Weile braucht, um die komplexe Situation auf die Handlungs-Reihe zu bekommen.