18.10.10

Banksy - Exit Through The Gift Shop


Großbritannien 2010 (Exit Through The Gift Shop) Regie: Banksy 86 Min.

Banksy, der weltbekannte Street Art-Künstler, inszenierte mit „Exit Through The Gift Shop“ einen Film, der raffiniert zwischen amateurhafter Dokumentation und Mockumentary wechselt. Die Aufnahmen eines verrückten Franzosen aus Los Angeles, der sich mit naiver Begeisterung in die internationale Street Art-Szene stürzt, landen angeblich bei Banksy, der sie darauf im zweiten Teil zur humorvollen Demontage des Kunstbetriebes montiert. „Ein Film über einen Mann, der versucht hat, einen Film über mich zu drehen“, so beschreibt Banksy seinen ersten Spielfilm.

Banksy ist ein international gefeierter Street Art-Künstler. Bekannt sind seine Schwarzweißbilder von sich küssenden Polizisten und Straßenkämpfern, die mit Blumen werfen. Im Westjordanland bemalte der Brite die monströse Mauer der Israelis mit künstlerischen Durchbrüchen. Mittlerweile sind seine Guerilla-Arbeiten, die in meist nächtlichen Aktionen mit unterschiedlichsten Materialien im Öffentlichen Raum erstellt wurden, in Museen wie dem MoMA oder der Tate Modern zu sehen.

Wie Street Art selbst spielt auch „Exit Through The Gift Shop“ mit der Wahrnehmung der Zuschauer. Der erste Film Banksys sieht erst einmal aus wie eine Dokumentation: Wir erleben den französischen Boutiquenbesitzer Thierry Guetta aus Los Angeles, der schon immer alles gefilmt hat, was ihm vor die Linse kam. Als er irgendwann Street Art entdeckt, weil der bekannte Künstler Invader sein Neffe ist, dringt er immer mehr in die Szene rein, lernt viele der Stars wie Shephard Fairey kennen und findet in dieser Dokumentation ein Ziel für die emsige Aufnahme seiner Umwelt.

Der ungeschickte Trottel Thierry, bei dem man befürchten muss, dass er bei einer Klebeaktion vom Dach fällt, ist selbst dabei, wenn Banksy eine Guantanamo-Szene in Disney Land nachstellt und Panik bei der Security auslöst. Er schafft es sogar, das Filmmaterial heraus zu schmuggeln. Doch all dieses Material stapelt sich nur in Thierrys Wohnung. Eine hektisch zusammengehauene Schnittfassung für Banksy, der das Projekt eigentlich unterstützen wollte, erweckt bei diesen den Eindruck „einer Person mit geistigen Problemen und einer Kamera“. Also übernimmt Banksy die Regie und wir erleben nun, wie Thierry selber zum Künstler Mr. Brainwash wird, beziehungsweise die vorher dokumentierten Street Artisten ziemlich dreist und platt kopiert.

Zu sehen, wie ein Idiot Erfolg hat, wie er eine Mega-Ausstellung trotz aller Probleme zum Event macht, liefert eine andere Art von Humor. Der Spaß an einer innovativen Kunstform mit ihren schillerenden Aktionisten macht Platz für eine deftige Farce des Kunstbetriebes, dem man scheinbar alles andrehen kann. Das ist im zweiten Teil dann ein klares Statement des Künstlers Banksy, der sich mit seiner Anonymität diesem Zirkus teilweise entzieht.

Auf seiner Website banksyfilm.com nennt Banksy sein Werk „The worlds first Street Art disaster movie“ - den ersten Street Art Katastrophen-Film! Der Film ist zumindest in Teilen so wie die Produktionsfirma heißt: Paranoid. In Thierry hat er eine Haupt- und Witz-Figur, die zu duchgeknallt ist, um nicht echt zu sein.