6.9.10

Black Death


Das Mittelalter war entgegen allgemeiner Auffassung nicht so dunkel, weil es damals noch keine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke gab und alle Lichter ausgingen. Es war eher die Religion, die den gesunden Menschenverstand verdüsterte, Erkenntnisse aus Medizin, Mathematik und Technik vergessen ließ. Wenn dann noch die Pest eine Steilvorlage für Aberglauben, Massenhysterie und Intoleranz gab, erlosch auch der letzte Funken Hoffnung. So kann man „Black Death“ als solide inszeniertes, düsteres Mittelalter-Abenteuer sehen. Aber durchaus auch als Menetekel zum Wahnsinn der Religionen.

Der junge Mönch Osmond liebt im 14. Jahrhundert heimlich eine Frau und liebte sie bereits im fleischlichen Sinne des Wortes. So quält das schlechte Gewissen Osmond wie die Pest Europa geißelt. Doch er will zu seiner Geliebten, die vor der Krankheit floh, deshalb bietet er sich sofort an, als der Ritter Ullrich (Sean Bean) im Kloster einen geistlichen Begleiter für einen Auftrag in den entfernten Sümpfen sucht. So könnte Osmond den gemeinsamen Treffpunkt mit seiner Liebe rechtzeitig erreichen. Der Auftrag erweist sich allerdings als besonders grausamer, wie schon eine monströse Foltermaschine klar macht: Ullrich will in abgelegenen Dörfern, die von der Pest verschont blieben, einen Necromancer finden, einen Ketzer, der Tote zum Leben erweckt. Nach einer Reise mit den obligaten Schrecken wie Hexenverbrennung und dem Überfall durch wilde Gestalten kommt die Gemeinschaft bärtiger, zotteliger Gesellen in ein glückliches, friedliches Dorf mit freundlichen Gastgebern und einem Geheimnis.

„Black Death“ ist nicht nur das, was sich viele vielleicht vom Plakat versprechen - das erste Gemetzel lässt gut eine halbe Stunde auf sich warten. Die Stimmung erinnert entfernt an „Der 13. Krieger“, die düstere John McTiernan-Action mit Antonio Banderas. Zwischendurch wird viel geredet, angedeutet und angedroht. Man philosophiert, ob Gott dies oder jenes verantwortet und was er alles bestraft oder durchgehen lässt.

Doch wenn gemetzelt wird, dann richtig. Zuerst bringen die schlagfertigen Missionare ihren infizierten Kameraden in inniger Umarmung um. Dann bekämpft man den Unglauben mit barbarischen Foltern. Irgendwann werden die Rollen umgekehrt, die Atheisten erzwingen ebenso grausam die Abkehr vom Glauben wie die gläubigen Monster das Gegenteil. Man übertrifft sich gegenseitig an Verlogenheit und gnadenlosem Morden. Am Glauben kann man anscheinend nur mit Nachhilfe durch Folter und Todesdrohung festhalten.

Die deutsche Produktion, bei der deutsche Wälder und Schlösser eine prominente Rolle spielen, der Rest aber englisch spricht, wurde solide inszeniert. Im Grunde zeigt der Film eine ähnliche Konstellation und ähnliche Thematik wie „Im Namen der Rose“, nur kriegerisch mit dem Schwert agierend statt mit den Waffen des Geistes. Bei den Schauspielern ist allein Sean Bean wirklich bekannt. Seine Gegenspielerin, die Niederländerin Clarice van Houten ???? macht einen guten Eindruck. Auch wenn der dunkle Film zuerst eine sehr krude Moral („lieber tot als gottlos“) an den Tag zu legen scheint, bleibt am Ende keine positive Identifikationsfigur übrig. So erweist er sich schließlich als düsteres Spiegelbild unserer erneut religiös verseuchten Zeit.