29.6.10

Der Andere


USA, GB 2008 (The Other Man) Regie: Richard Eyre mit Liam Neeson, Laura Linney, Antonio Banderas, Romola Garai 88 Min. FSK ab 12

„Ich mag deine Schuhe, nur nicht die Menschen, die sie tragen...“ Wenn der Ehemann Peter (Liam Neeson) dies seiner Frau Lisa (Laura Linney) sagt, kann die Verbindung noch gut sein? Doch - Peter und Lisa leben harmonisch miteinander. Die Frage der Modedesignerin, ob er sich vorstellen könne, ein ganzes Leben lang zusammen zu sein, irritiert ihn nicht sonderlich. Ebenso wenig das Nachhaken, ob er nicht mal mit einer anderen ins Bett wolle. „Dann ist ja alles in Ordnung,“ beschließt er das Gespräch, bevor es spannend wird.

Einige Zeit später ist Lisa nicht mehr da. Peter schmeißt ihre Sachen aus der gemeinsamen Wohnung und findet auf ihrem PowerBook Hinweise einer Affäre. Leidenschaftliche Aufnahmen vom Comer See und eine Männerstimme auf dem Handy. Sehr entschlossen zwingt der Firmenchef Peter eine Angestellte, die Identität des Mail-Schreibers herauszufinden: „Ich möchte ihn töten.“

Die Eifersucht treibt Peter mit einer Waffe nach Mailand, dort lauert er dem Anderen (Antonio Banderas) auf. Es kommt zu einem Duell zweier Schachspieler, zweier älterer Männer. Der scheinbare Gegensatz zwischen dem ruhigen Briten Peter und dem reiselustigen Latin-Lover mit dem albern ausgesprochenen Namen Ralph („räf“) baut sich während einer indische Verteidigung auf. „Die Ehe ist die Hölle - ich ziehe Hotels und den Himmel vor.“ Der verrückte Romantiker stellt sich mit solchen Sätzen, die nur Fassade sind, mehr und mehr als Schwätzer bloß. Ein Idiot in Gucci-Slippern, den man umso mehr hassen muss, wen sich seine Liebe mit so einem debilen Kretin abgibt. „Was ist schlimmer:  Dass die Person, die man liebt, jemand anderes ist, wenn sie mit dem anderem zusammen ist, oder dass sie die gleiche ist?“ Solche bitteren Gedanken schmerzen mehr als die (eingebildeten?) Rückblenden auf ein mehrere Jahre dauerndes Doppelleben.

Mit „Der Andere“ verfilmte Regisseur Richard Eyre („Tagebuch eines Skandals“, „Iris“) eine Kurzgeschichte von Bernhard Schlink („Der Vorleser“) aus dem Erzählband „Liebesfluchten“. Liam Neeson gibt den eifersüchtigen Ehemann eindrucksvoll - die Synchronisation nimmt ihm allerdings eine Menge seiner Präsenz. Banderas glänzt - nicht nur mit der Pomade im Haar, die den Look eines schmierigen spanischen Blenders vervollständigt. Doch nur das Gegeneinander unterschiedlicher Männer wäre ein ermüdendes Klischee. „Der Andere“ gibt Peter Zeit, sich aus der Wut zu befreien und in der Trauer sowohl milde zu werden, als auch ein besseres Verhältnis zu seiner Tochter zu entwickeln. Selbst der alberne Ralph erhält eine liebenswerte tragische Note: „Ich mache die Dinge sehr viel schöner als sie sind. Verlierer sind gut darin.“ Am Ende, nach einem schönen und friedlichen Abschied, überzeugt die wesentlich entspanntere Miene Peters/Neesons - ein Effekt, den selbst die Synchronisation nicht kaputt bekommt.