5.4.10

Nothing Personal ****


Niederlande, Irland 2009 (Nothing Personal) Regie: Urszula Antoniak mit Lotte Verbeek, Stephen Rea 85 Min. FSK ab 6

Vogelfrei bewegt sich Anne (Lotte Verbeek) durch die westirische Küstengegend Connemara. Die verschlossene Frau deponierte ihr Leben in den Niederlanden auf dem Sperrmüll, um mit Zelt und Rucksack durch die Natur zu ziehen und möglichst wenig mit Menschen in Kontakt zu sein. Die rote Haare und die Sommersprossen fügen sich komplementär ins wuchernde Grün ein, das scheint zu passen. Doch irgendwann nähert sich Anne - vorsichtig, wie ein wildes Tier - einem abgelegenen Haus an einer Bucht. Zuerst durchstöbert sie die Räume, dann beschnüffelt sie das Bett und legt sich nackt hinein, reibt ihren Körper an jedem Zentimeter Stoff und geht wieder. Erst später kommt es zu einer Begegnung mit dem ebenso einsiedlerischen Bewohner Martin (Stephen Rea). Unter Vorsatz der Unnahbarkeit und Anonymität einigen sich beide nach anfänglichen Schwierigkeiten auf ein Nebeneinander. Anne macht die Haushälterin für den mit Büchern und Musik beschäftigten, älteren Mann und erhält dafür zu Essen.

„Nothing Personal“ - nichts Persönliches, kein Name, keine Geschichte soll zwischen den beiden Einzelgängern stehen. Doch auf Annes grob unhöfliches Verhalten antwortet Martin mit einer geduldigen Domestizierung, so dass beide doch irgendwann zusammen an einem Tisch essen. Das Gebot, nicht zu fragen, weckt besondere Neugierde und die beiden starten ein Spiel: Für eine raus gerutschte persönliche Frage muss der Gesetzesbrecher zur Strafe singen...

Der Erstling der aus Polen stammenden Niederländerin Urszula Antoniak schwelgt in eindringlichen Farben und Bildern, sowie in einer prätentiösen Unnahbarkeit, deren Ursache verborgen bleibt. Tief melancholische Lieder von Patsy Clines „Crazy“ (...for crying, crazy for feeling so lonely) bis zu Schuberts „Winterreise“ passen hervorragend zu diesem intensiven Experiment in Unabhängigkeit. Zwei Menschen, die wie Inseln einsam sein wollen, scheitern auf berührende Weise. Allerdings anders, positiver als Sandrine Bonnaire in Agnes Vardas „Vogelfrei“. „Nothing Personal“ erhielt in 2009 Locarno gleich fünf Preise, unter anderem den hoch verdienten Darstellerpreis für Lotte Verbeek.