24.1.10

New York, I Love You


Frankreich, USA 2008 (New York, I Love You) Regie: Yvan Attal, Allen Hughes, Shunji Iwai, Jiang Wen, Scarlett Johansson, Joshua Marston, Natalie Portman, Shekhar Kapur u.a. mit Kevin Bacon, Orlando Bloom, James Caan, Hayden Christensen, Julie Christie, Chris Cooper, John Hurt 110 Min.

Nach „Ein Sommer in New York“ folgt mit dem Episodenfilm „New York, I Love You“ gleich die nächste filmische Reise in die Stadt, „die nie schläft“, und in der sicher auch immer irgendwo ein Film gedreht wird. So kann man sich wie beim Vorgänger „Paris, je t’ aime“ aus dem Jahre 2006 nach dem Konzept von Emmanuel Benbihy ein Wiedersehen mit vielen Postkarten-Orten erwarten, bekommt aber diesmal mehr (Liebes-) Geschichten als Stadt-Gesichter präsentiert. Auch ist der Bekanntheitsgrad der Regisseure nicht so hoch wie in Paris, was allerdings im Fluss der unterschiedlichen, aber immer originellen und oft packenden Geschichten nicht auffällt. Überhaupt lassen die Episoden ohne Zwischentitel offen, welcher Regisseur gerade seine New York-Vision umsetzt. Die zwölf Liebesgeschichten sind verzahnt durch kurze Zwischenspiele, deren Sinn sich nicht direkt erschließt, die aber viel zur lässigen Stimmung des Ganzen beitragen. Sehr prominent sind allerdings die Schauspieler, mit denen einige Perlen aus dem Filmreigen besonders glänzen.

10 Jahre danach zeigt sich hier das New York von Regie-Gästen weit weg vom Trauma des 9/11, das logischerweise die Kompilation „11'09''01 - September 11“ bestimmte. Nicht fehlen dürfen aber auch heute New York-Klassiker wie der Taxi-Fahrer, Central Park oder das Gespräch auf eine Zigarettenpause vor dem Restaurant oder der Bar. Das erste Gespräch im Taxi gilt immer dem Problem, auf welcher Route man am wenigsten stockend durchs Verkehrschaos kommen könnte. Ein Paar legt auf der Rückbank direkt mit seinem persönlichen Verkehr los, nachdem der Weg zum Treffpunkt von Spannung vor dem Date, aber auch von Zweifeln über den Fortbestand dieser wilden Beziehung bestimmt war. Andi Garcia zeigt betont cool, wie man als alter Hase einen jungen Taschendieb um Frau und Börse bringt. Ein altes, zänkisches Paar - gespielt von Eli Wallach und Cloris Leachman - schleicht und streitet sich zum Vergnügungspark Cooney Island, um seinen 63. Hochzeitstag zu feiern (Regie Joshua Marston).

Geschichten, die hängenbleiben, gelangen vor allem Bret Ratner, Shekhar Kapur, Fatih Akin, Mira Nair und Rachel Portman. Letztere spielt auch vor der Kamera in Nairs von Religion, Regeln und Ritualen bestimmter Begegnung zwischen einer orthodoxen Jüdin vor der Hochzeit und einem hinduistischen Diamantenhändler. Das für New York typische Miteinander verschiedenster Herkünfte - bei Nair sehnsüchtig verträumt - stellt Portman selbst kritischer dar, indem der dunkelhäutige Vater einer aufgeweckten blonden Tochter im schicken Central Park nur als männliches Kindermädchen durchgehen kann. Bret Ratner („Rush Hour 2“) macht die grüne Seele der Stadt zum Ort einer überraschenden Entjungferung für einen jungen Mann. Akin komprimiert die letzte Leidenschaft eines alten, kranken Malers zu seinem asiatischen Modell in wenigen, kunstvollen Minuten. Shekhar Kapur („Elizabeth“, „Bandit Queen“) bringt die Leinwand-Legenden Julie Christie und John Hurt in einem ehrwürdigen Hotel am Rande des Parks zusammen. Sie will als ehemaliger Opernstar Abschied nehmen und die wunderbar weiche Schönheit der exquisiten Bilder macht Lust auf mehr - obwohl New York gerade in dieser Episode so gut wie nicht zu sehen ist.