24.11.09

Ashley Judd und Sandra Nettelbeck zu HELEN

Starkes Engagement gegen Depression: Star Ashley Judd spielt „Helen“ in Sandra Nettelbecks neuem Film

Vancover. Nach der Aufregung um den Tod des Fußballspielers Robert Enke scheint der deutsch-kanadische Film „Helen“ in dem Hollywoodstar Ashley Judd ("De-Lovely", "Doppelmord", "Kiss the Girls") eine depressive Musikprofessorin und Mutter spielt, perfekt getimt. Doch Regisseurin Sandra Nettelbeck („Bella Martha“) arbeitete schon viele Jahre an diesem Thema, das für alle Beteiligten ein sehr persönliches war. So erzählt „Helen“ eine Familien- sowie Liebesgeschichte und ist dabei sowohl emotional als auch sehr differenziert, was die Krankheit und eine bislang tabuisierte Behandlungsmethode betrifft.

Helen, gespielt von Judd, führt ein beneidenswertes Leben, das zerbricht, als sie Depressionen bekommt. Trotz des bemühten Umfeldes aus Familie und Freunden kann sie niemand wirklich auffangen. Nur eine junge Musikerin versteht sie, da sie ein ähnliches Schicksal zu haben scheint.

"Dies ist die Rolle meines Lebens, ja, es ist meine Berufung, das ist für mich persönlich ein ganz entscheidender Film." So enthusiastisch äußerte sich Ashley Judd zu ihrer Rolle in „Helen“. Schon früher ging der Star offen mit eigenen Depressionen und mit der sechswöchigen Behandlung um, zu der es 2006 kam. Eigentlich wollte Ashley Judd nur die Therapie ihrer Halb-Schwester, der bekannten Country-Sängerin Wynonna Judd unterstützen. Doch in der Klinik wurden die eigenen überspielten Probleme schnell deutlich. So war es nicht verwunderlich, dass Judd beim Lesen des Drehbuchs schon auf Seite 16 völlig in Tränen aufgelöst war und wusste: „Diesen Film muss ich machen!“ Auch ohne die ganze Story zu kennen, „ war es vor allem ein sehr starkes Gefühl,“ dass sie vom Drehbuch überzeugt hat. Danach wandte sie sich mit einem Brief direkt an Sandra Nettelbeck, ohne den üblichen Weg über Agenten und Produzenten einzuhalten. Wie eine Fügung des Schicksals kam es ihr dann vor, dass die Rolle eigentlich schon an Gillian Anderson vergeben war, aber die Dreharbeiten am neuen "Akte X"-Film den Einsatz von "Scully" unsicher machten. Und so erinnerte sich die Regisseurin an Judd, mit der sie zwischenzeitlich gesprochen hatte.

Das tiefe persönliche Interesse am Thema verbindet Ashley Judd mit Sandra Nettelbeck, deren beste Freundin sich 1995 nach einer langen psychischen Krankheit umbrachte. „Helen“ hätte ihr erster großer Film sein sollen, doch ein Produzent empfahl ihr, erst mal einen anderen Kinofilm zu machen. Das wurde der Riesen-Erfolg "Bella Martha", der es sogar zu einem US-Remake mit Catherine Zeta-Jones anstelle von Martina Gedeck brachte.

Trotz ihres persönlichen Engagements war es für Judd nicht immer leicht, Helen zu sein: „Es hat mich viel Mut gekostet, diese Rolle zu spielen. Aber es war eine immense Freude, jeden Tag neue Szenen zu drehen.“ Die Wirkung der Krankheit beschreibt sie sehr plastisch: „Die Depression macht mit Helen, was Depressionen machen: Sie fängt von den Rändern an, ihr Leben aufzulösen und verschlingt am Ende ihre ganze Seele.“

Auch wenn Nettelbeck vor allem unterhalten will und den Liebes- und Familienfilm als Mainstream auf die Leinwand bringt, den „ich selbst sehen will“, hofft sie doch, dass der Film Betroffenen hilft, „den Moment zu finden, wo man Hilfe braucht“. Ashley Judd versteht sich auch in diesem Punkt mit ihrer Regisseurin: Es gäbe einen Arzt, der Helens Mann (Goran Visnjic aus "Emergency Room") sagt, „Ihre Frau ist nicht unglücklich, sie ist krank.“ Solche Sätze helfen, „unserer Gesellschaft, zu verstehen, dass Depression keine zufällige Traurigkeit, sondern eine ernst zu nehmende Krankheit ist.“