17.11.09

66/67 ­ Fairplay war gestern


BRD 2009 (66/67 – Fairplay war gestern) Regie: Carsten Ludwig, Jan Christoph Glaser mit Fabian Hinrichs, Christoph Bach, Melika Foroutan, Maxim Mehmet 115 Min. FSK ab 16

Fußball ist Kampfsport - Zuschauen auch! Gebrochene Knochen, Vorstrafen, Stadionverbot - das gehört zur Minimalausstattung von echten Kerlen, die nicht dem Ammenmärchen nachlaufen, Sportveranstaltungen einer Stadt „gegen“ eine andere Stadt würden zur Verständigung beitragen. Florian, Otto, Henning, Christian, Tamer und Mischa tragen ihre Begeisterung für ihren Verein ganz unabhängig von Leistung oder Liga auf der Haut. Sie haben ihre 66/67-Tätowierungen nicht wegen irgendwelcher Geburtsjahre sondern wegen der Saison, in der ihr Verein Eintracht Braunschweig Deutscher Meister wurde. Jetzt kämpft der ehemalige Trikotwerbungs-Pionier um den Aufstieg in die neue 3. Liga und die Gang droht auseinanderzufallen.

Einige sind schon ausgestiegen, da hilft es nicht, dass Gruppenführer Florian diese Deserteure aggressiv fertig macht. Nun scheinen sich auch die letzten vom Prügeln als Lebensmittelpunkt zu verabschieden. Vor allem Florian will das nicht wahrhaben: Er erzählt Vater und Freundin, er könne sich nicht zwischen Studium und Übernahme der Firma entscheiden. Dabei hat er das Diplom längst in der Tasche.

„66/67 – Fairplay war gestern“ startet direkt als rasant inszenierter, kraftvoller Film und begeistert zwischendurch immer wieder mit starken Szenen. Vor allem die Drogen-Trips mit dem Nahverkehr nach Istanbul sind großes Kino. Die nicht wirklich bekannten Schauspieler beeindrucken nachhaltig. Es geht irgendwo um Freundschaft und es erstaunt, dass erst einmal selbst ein schwuler Mit-Hooligan die Gemeinschaft nicht stört. Trotzdem ist es kein spaßiger Film über irgendwelche seltsamen Fußball-Fans aus der Feder von Nick Hornby. Das hier ist echt und tut weh. Diese Jungs sind alle gewaltsam, im Geiste von Jägermeister machen sie brutal Jagd auf alles, was die falschen Farben anhat. Doch Gewalt herrscht nicht nur beim Hooligan-Hobby sondern auch bei den Beziehungen. Und wenn der normale Level an Gewalt schon so hoch ist, wird es sehr böse, wenn diese Seelen-Zombies mal nicht mehr weiter wissen.