5.7.09

Skandalöser Juryentscheid beim Förderpreis Deutscher Film


München. Ärgerlich und keineswegs förderlich verlief die Entscheidung um den mit 60.000 Euro dotierten „Förderpreis Deutscher Film“. Fünf Werke junger Filmemacher waren nominiert und machten sich Hoffnungen auf Geld und Ehre. Die Bekanntgabe des Jury-Entscheids am 1. Juli wurde dann zum Skandal, bei dem der Nachwuchsfilm im Streit der Etablierten unter die Räder kam. Bundesweit wurde berichtet, dass die dreiköpfige Kommission aus Oscar-Regisseurin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“), Produzent Uli Aselman („Die Musterknaben“) und Schauspieler Maximilian Brückner („Sophie Scholl“) das undurchsichtige Nominierungsverfahren des Deutschen Förderpreises kritisierte und deshalb keine Preise für Regie und Drehbuch verteilen wollte: „Die zur Preisfindung vorgelegte, beschränkte Auswahl sei nicht repräsentativ für den jungen deutschen Film, der seine Qualität vielfach bewiesen hat.“ Dann gab es allerdings doch Preise für zwei Darsteller, Elisa Schlott für ihre Leistung in "Draußen am See" und Max Kidd für seine Rolle in dem Spielfilm von Wolfgang Groos "Hangtime – Kein leichtes Spiel".

„Besser nicht nominiert, als pauschal niedergemacht!“
Einer der Betroffenen ist der aus Aachen stammende Produzent Peter Kreutz, dessen Köln Firma „Aquafilm“ die „Diamantenhochzeit“ plante und produzierte. Kurz nach Fertigstellung wurde die größtenteils im Aachener Jakobsviertel und mit Förderung der Filmstiftung gedrehte Komödie „Diamantenhochzeit“ gleich dreifach für den Förderpreis nominiert. Sowohl der Regisseur Michael Kupczyk als auch der Hauptdarsteller Jörg Pohl und der aus Aachen stammende Drehbuchautor Georg Piller machten sich Hoffnung, so bekannten Preisträgern wie Sönke Wortmann ("Allein unter Frauen"), Hans-Christian Schmid ("23") oder Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt, ist länger tot") nachzufolgen. Die rasante Komödie um eine Hochzeit, eine Leiche und einen Diamanten-Deal feierte beim Filmfest München ihre Premiere und kam beim Publikum gut an. Doch dann gab es das vernichtende Urteil der Jury, die einen Streit mit dem Festival auf dem Rücken der Filmemacher austrägt. Ebenfalls betroffen sind die Filme „Draußen am See“ (Regie: Felix Fuchssteiner), „Blindlings“ (Wolfgang Weigl) und „Armee der Stille - La Isla Bonita" (Roland Lang).

Caroline Link, die nach ihrem Oscar-Gewinn für „Nirgendwo in Afrika“ zu den arrivierten Filmemachern gehört, mit dem Erfolgs-Regisseur Dominik Graf zusammenlebt und auch nach sieben Jahren Babypause ihren nächsten Film gut finanziert bekam, gestand, sie habe mit einem eigenen schon einmal erlebt, dass kein Preis vergeben wurde. Umso mehr verwundert derart unsensibles Vorgehen, welches die Arbeit vieler, an den Filmen beteiligter Kreativer abkanzelt. Aber die Filmemacher um Peter Kreutz haben sich nicht unterkriegen lassen: Sie reagierten auf den Tiefschlag, indem sie noch auf dem Filmfest ihre eigenen Plakate mit cleveren Sprüchen erweiterten. Da heißt es beispielsweise in Anspielung auf die abgehobene Chef-Jurorin: Dieser Film läuft „Nirgendwo in Afrika“! Aber dafür Anfang 2010 bei uns in den Kinos.