27.7.09

Selbst ist die Braut


USA 2009 (The Proposal) Regie: Anne Fletcher mit Ryan Reynolds, Sandra Bullock, Malin Akerman 108 Min. FSK o.A.

Jetzt an Doris Day zu erinnern, ist vielleicht weit hergeholt, aber Sandra Bullock - auch allseits beliebt und erfolgreich - entwickelt vor allem in Komödien eine Überzeugungskraft, die selbst schwächere Filme tragen kann. „Selbst ist die Braut“ heißt ihr neues Projekt, in dem sie sich erneut selbst eher tollpatschig produziert, und der in den USA sehr gut Kasse machte.

Man nennt sie, Es“, „The Witch“ (Hexe) und Satans Gespielin. Margaret Tate (Sandra Bullock) ist als Verlags-Chefin allseits unbeliebt und gefürchtet. Dieser Teufel trägt nicht Prada, aber ein ebenso tödlich kaltes Lächeln wie Meryl Streep.  Das Helferlein im Vorzimmer bei Margaret ist männlich, ansonsten legt aber auch Andrew Paxton (Ryan Reynolds) jedes persönliche Bedürfnis zur Seite, um seiner Herrin behilflich zu sein. Das geht so weit, dass der junge Mann genau die gleiche Vanille-Kaffee-Mischung wie sie trinkt, damit er Ersatz hat, falls mal eine verschüttet wird. Für das sehr, sehr eifriges Sekretärchen brechen jedoch bald andere Zeiten an. Denn Workaholic Margaret hat irgendwie vergessen, dass sie immer noch Kanadierin ist und keine Aufenthaltsgenehmigung hat. Diese Kleinigkeit droht plötzlich mit unwiderruflichem Rauswurf aus den USA. Nun soll Andrew für eine Scheinehe herhalten. Doch er wollte sich die Hochzeit eigentlich für die Richtige aufsparen und der scharfe Hund von der Einwanderungsbehörde will keineswegs beide Augen zudrücken...

Die Knallharte, die Gnadenlose, die verwöhnte Zicke muss jetzt tatsächlich auf die Knie, um ihn zur Heirat zu bewegen. Hier lässt sich auskosten, wie Sandra Bullock immer wieder in der Lage ist, sich selber auf den Arm zu nehmen. Auch Ryan Reynolds punktet, wenn sein Andrew die Oberhand bekommt und dies grinsend genießt und sie mit Kosenamen überschwemmt.

Auf einer erzwungenen Reise zu seiner Familie nach Alaska muss sie ihre Koffer selber tragen und erkennen, dass ihr Bürogehilfe hier eine Art Kennedy darstellt. Seiner Familie gehört alles im Dorf und in der Umgebung. Die schmerzlichere Erkenntnis für die harte Frau, die alleine aufwuchs, sind die zahlreichen Familienbande des zukünftigen Schein-Ehepartners. Die vorgetäuschte Beziehung trifft auf ein vielfältiges, mal nerviges, mal rührendes, mal schwieriges, mal hilfreiches Leben. Nun könnte der Film pur kitschig werden, doch nicht allein beim von der Familie erzwungenen ersten Kuss passiert etwas Unerwartetes.

„Selbst ist die Braut“ und Sandra Bullock sehr komisch! Wie die Zicke Margaret den Familien-Köter vor einem Adler rettet und dann, als der Adler ihr Mobiltelefon schnappt, versucht, Hund gegen Handy zu tauschen, stellt einen Slapstick-Leckerbissen dar. Noch sicherer inszenierte Anne Fletcher ("27 Dresses") die vor-romantischen Kabbeleien des zukünftigen Paares und auch die Beziehungen zwischen allen Beteiligten. Nicht alles gelang, auch diese Film-Braut bleibt amerikanisch prüde, wenn es um Körperlichkeit und Nacktheit geht - das ist nicht komisch, nicht mal albern. Bei all dem muss dieses Konzept selbstverständlich einige Sentimentalitäten und rührige Vorlagen zum Mitfühlen und -Bangen einbauen. Doch auch das gelingt, vor allem Dank Sandra Bullock, der man die einfach begründete Charakterwende gerne abnimmt: Es gibt doch echte Gefühle im markt-geschneiderten Romantik-Spaß...