12.7.09

Killshot


USA 2007 (Killshot) Regie: John Madden mit Mickey Rourke, Diane Lane, Thomas Jane, Rosario Dawson, Lois Smith
95 Min. FSK ab 16

Die Stimme ist gut: Alt, kratzend rau. Die hat eine Menge mitgemacht. Da passt Mickey Rourkes Biografie zu seiner Figur des müden Auftragsmörders Armand Degas. Die Sätze sind Klassiker des Killer-Thriller-Genres: Man muss immer aufpassen, man darf sich nie ablenken lassen! Was dann passiert, zeigt der Vorspann stilvoll in Zeitlupe. Armand führt mit seinen beiden Brüdern einen Auftrag im Krankenhaus aus, sein kleiner „Baby Brother“ schaut einer Krankenschwester, die zur falschen Zeit am falschen Ort ist, zu lange in die Augen. Armand muss die Zeugin deshalb erschießen, trifft aber den kleinen Bruder tödlich.

Wie nun dieser desillusionierte Killer im schwarzen Anzug, schwarzen Mantel, mit Lederhandschuhen, dunkler Sonnenbrille und langem Zopf seinen letzten Job mit etwas „Anstand“ - wie es die perverse Logik dieser Filme behauptet - durchführen und dann mit einem Cadillac für immer verschwinden will, ist schnell erzählt. Selbstverständlich geht etwas schief, sonst gäbe es keinen Film. Armand, der wegen seiner indianischen Abstammung auch Blackbird genannt wird, zieht sich in das Reservat seiner verstorbenen Großmutter zurück und wird dort nicht wirklich Ruhe finden. Er trifft auf den kleinen Drecksack Richie Nix (Joseph Gordon-Levitt), der Leute terrorisiert, und sieht in ihm die Gelegenheit, etwas für seinen kleinen Bruder gut zu machen. „Du erinnerst mich an meinen kleinen Bruder, der war auch dämlich.“

Nach seinem Comeback „The Wrestler“ sieht man Mickey Rourke wieder wie in vielen früheren Rollen als einen coolen Killer, der mittlerweile frustriert mit dem Leben abgeschlossen hat. Dieser Blackbird ist jedoch tatsächlich eine frühere Rolle, der Film entstand vor „The Wrestler“.

„Killshot“ ist ein Film, der seltsam zwischen Action-Schrott aus der Videothek und ambitioniertem Thriller mit gutem Schauspiel in der Schwebe hängt. Der Regisseur ist immerhin John Madden, der seine letzten Filme in einer ganz anderen Ecke der Filmlandschaften angesiedelt hatte: „Der Beweis - Liebe zwischen Genie und Wahnsinn“ (2005) mit Gwyneth Paltrow und Anthony Hopkins, „Corellis Mandoline“ (2001) mit Nicolas Cage und Penélope Cruz, „Shakespeare in Love“ (1998) mit Joseph Fiennes und Gwyneth Paltrow sowie „Ihre Majestät Mrs. Brown“ (1997) mit Judi Dench waren richtig gutes Arthouse.

„Killshot“ mit Mickey Rourke und Diane Lane wird sehr schnell sehr brutal, aber erzählt auch ebenso zügig seine Action-Story. Auf der einen Seite gibt es einen schießwütigen Idioten und einen alten Killer, der vielleicht nicht mehr töten will, aber keinen anderen Ausweg weiß. Auf seiner Flucht mit erschreckend vielen verbrannten Brücken bringt er regelmäßig Frauen um, die sein Gesicht gesehen haben - erstaunlich, dass sie beim Anblick von Rourkes zerschlagener und zigfach operierter Visage nicht direkt gestorben sind!

Auf der anderen Seite sind die Opfer interessanter, der Stahlarbeiter Wayne Colson (Thomas Jane), der gefeuert wurde und im ungeliebten Anzug ausgerechnet in der Immobilien-Agentur auftaucht, als Armand und Nix ziemlich grob erpresstes Geld abholen wollen. Dort arbeitet auch seine Frau Carmen (Diane Lane), mit der er aber in Trennung lebt. Die Konfrontation mit den Killern gerät zur Paarberatung mit viel Schießpulver und auch einigen Leichen.

Positiv könnte man sagen, dass Rourke neben Darren Aronofsky bei „The Wrestler“ nun noch einem guten Regisseur geholfen hat, eine breitere Aufmerksamkeit zu gewinnen. Dabei ist zwar früh zu sehen, dass Armand als ruhebedürftiger Killer einen Rest an Gerechtigkeitsgefühl endlich ausleben will, doch so richtig funktioniert diese Entwicklung nicht. Liegt es am Drehbuch oder ist Rourke vielleicht doch der falsche Schauspieler für solche Rollen? Hier laufen ihm wie schon erwähnt Diane Lane und Thomas Jane mit ihrer Beziehungsgeschichte den Rang und die Aufmerksamkeit ab.