19.7.09

Hangover


USA 2009 (Hangover) Regie: Todd Phillips mit Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis 100 Min.

„Roadtrip“ schreit der reichlich unreife Alan (Zach Galifianakis)! Er steht in dem edlen Limousinen-Cabrio, lässt sich den Highway-Wind durch den zauseligen Bart wehen. Und tatsächlich scheint der Trip von vier eher schlechten als rechten Freunden nach Las Vegas nur eine weitere, etwas ältere, aber keineswegs reifere Variante von Roadtrip- und American Pie-Filmen zu werden. Circa eine halbe Stunde lang hält sich diese Befürchtung bei lahmer Entwicklung. Doch dann fällt dem Film etwas ein, indem er zwölf Stunden vergisst und den Morgen nach der Junggesellenparty als gigantisches Chaos präsentiert.

Da haben die Jungs nicht nur Huhn, Aufblasfrau und -Schweinchen in der Suite, sondern auch noch einen Tiger im Bad. Von den vier enormen Katern in den Köpfen ganz zu schweigen. Zwar liegt keine Leiche in der Wanne wie in "Very Bad Things", aber dem Zahnarzt Stu (Ed Helms) fehlt ein Zahn, ein Baby quiekt in der Garderobe und das Auto, das sie beim Valet-Parking zurück  bekommen, ist ein Polizeiwagen. Den brauchen die drei auch dringend, denn irgendwann fällt ihnen auf, dass ausgerechnet der Bräutigam Doug (Justin Bartha) fehlt. Nur seine Matratze findet sich auf dem Kopf von Cäsars Statue hoch oben auf dem Fries von Cesars Palace.

Die Party-Tiere haben ein paar Pillen geschluckt, ohne zu Risiken und Nebenwirkungen ihren Arzt oder illegalen Apotheker zu befragen. So müssen sie Quittungen und Sonstiges in ihren Hosentaschen checken, um rauszubekommen, was passiert ist. Zu den weiteren Überraschungen zählen eine Heirat und ein nackter Japaner im Kofferraum. Recht flott lösen Überraschungen und Tiefschläge einander ab, letztere gibt es unter anderem von Ex-Boxer Mike Tyson.

Dieser „Hangover“ (engl. für „Kater“) erinnert an die kleinen Rätselgeschichten in der Art: „Liegt ein Toter in einer Telefonzelle …“ Da die Autoren Jon Lucas und Scott Moore ein reichlich umfangreiches Schlachtfeld unerklärlicher Spuren präsentieren, bleibt dem Rest des Films ein recht unterhaltsames Maß an schrägen Situationen und Überraschungen. Selbstverständlich unterbrochen von den obligatorischen Anrufen bei den Liebsten daheim.

Vor allem Zahnarzt Stu steht völlig unter dem Pantoffel und muss seiner herrischen Freundin vorspiegeln, er sei auf einem kulturell hochwertigen Wein-Trip in Napa Valley. Ihm wird nicht nur ein Zahn gezogen, er wird die größte Entwicklung erleben. Denn darum geht es neben dem sehr humorigen Aufklären der zwölf verlorenen Stunden vor allem: Die Animositäten und Aggressionen auf der Hinfahrt, die unterschiedlichen Vorstellungen von Spaß und Freundschaft sind bald vergessen. Ohne dass es zu offensichtlich herausgestellt wird, schweißt das Wochenende die vier unterschiedliche Typen zusammen. Diese Männergeschichte von echter Freundschaft hat man schon mal psychologisch sorgfältiger gesehen, aber der Spaß bleibt bei der flotten Story mit den witzigen Dialogen und glaubwürdigen Schauspielern nicht auf der Strecke.