14.5.09

Jury-Vorstellung Cannes 2009

Sie sorgte für die erste Aufregung in einem französischen Küstenstädtchen, das eher verschlafen den Rest des Jahres durchbringt: Die sehr prominente Jury des Wettbewerbs um die Goldene Palme 2009 präsentierte sich gestern noch sehr harmonisch. Es ist Eröffnungstag, Cannes gibt sich entspannt, nur die immer groben Fotografen schreien unermüdlich die Namen der Stars: Isabelle! Asia! Robin!

„Wir sind hier nicht, um zu urteilen." Über den Dingen zeigte sich erwartungsgemäß Jury-Präsidentin Isabelle Huppert, mittlerweile die große Dame des französischen Films, die immer noch gerne gewagte Rollen angeht. Und überhaupt sei es schwierig, Kunstwerke zu bewerten. Sie wird sich wahrscheinlich nicht nur deswegen sehr temperamentvolle Diskussionen liefern mit der jüngeren Asia Argento, noch immer ein Wildfang als Darstellerin und auch als Regisseurin würdige Tochter der italienischen Horror- und Trash-Film-Legende Dario Argento. So wie im Wettbewerb wenig us-amerikanische Produktionen sind, waren wenig Sonnenbrillen bei der Jury im Presseraum festzustellen, das lässt auf mehr Sachverstand als Eitelkeit schließen.

Ganz kurz nur blitzte Politisches auf, als Hanif Kureishi („Mein wunderbarer Waschsalon") die vielen Fragen nach den Besonderheiten einer Jury-Präsidentin sichtlich genervt damit beantwortete, es sei auch noch nie ein Schwarzer oder ein Asiate Jury-Präsident gewesen. Cannes greift zwar immer wieder die neuesten Strömungen des Welt-Kinos auf, lässt sich andererseits aber auch gerne Zeit, die Welt hereinzulassen.

Für Star-Glamour sorgte auch Robin Right-Penn, die in vielen Produktionen abseits des Mainstreams sehr einfühlsam extreme Rollen meisterte. Weniger beachtet in der westlich zentrierten Jury eines Festivals, das durchaus den Osten und auch Afrika schätzt, wurde beispielsweise Sharmila Tagore, eine in Indien sehr bekannte Schauspielerin. Dazu kommen mit Cannes sehr vertraute Regisseure wie der Amerikaner James Gray, der Brite Hanef Kureishi oder der Türke Nury Bilge Ceylan, die alle schon im Wettbewerb waren. Ceylan meinte ebenfalls gelassen, dass dieser Teil der Filmwelt nur ein Spiel sein, das man nicht zu ernst nehmen dürfe. Eine gesunde Haltung in Cannes. Doch die logischerweise geringe Star-Dichte bei einer Eröffnung mit einem Zeichentrickfilm wird sicher wieder irgendein Krisengerede anfeuern, bevor der Wahnsinn ab heute richtig losgeht und sich mit einer raffinierten Steigerung der Prominenzdichte immer wieder überbieten wird.