27.4.09

X-Men Origins: Wolverine


USA 2009 (X-Men Origins: Wolverine) Regie: Gavin Hood mit Hugh Jackman, Ryan Reynolds, Liev Schreiber 106 Min. FSK: ab 16

Es war einmal ... so klingt dieser ganze Film über einen großen, guten Wolf: Die innerlich zerrissene Superhelden-Figur Wolverine ist bekannt aus einer Serie von Comic-Verfilmungen namens „X-Men“. Das durchlaufende Thema dieser vom Marvel-Comicverlag produzierten Geschichten ist der Kampf der „Anderen“, der mutierten Menschen, gegen die „Normalen“. Und der Kampf von zwei Mutanten-Gruppen untereinander. Die einen wollen die Durchschnittsmenschen vernichten, die anderen wollen mit ihnen zusammenleben - trotz brutaler Anfeindungen. Die Vergangenheit von Wolverine, einer der X-Men, ist Thema dieses „Spin-Offs“. Ein alter Trick der Filmproduzenten: Erfolgreiche Geschichten werden nicht nur fortgeschrieben, sondern auch in die Vergangenheit verlängert.

Es ist ein Vatermord, der den kleinen James Howlett hinaus in die Wälder und die Kriege dieser Welt treibt. Die Wut lässt aus seinen Händen scharfe Klingen erwachsen. Damit kämpft er sich mit seinem neuen Namen Logan (Hugh Jackman) an der Seite seines Bruders Victor (Liev Schreiber) durch die US-Kriegsgeschichte, bevor ihn ein hoher Militär entdeckt und mit anderen Mutanten für Spezialaufträge einsetzt. Geschichte wiederholt sich: Die (US-) Regierung schafft sich Monster, die sie nicht mehr los wird. Sei es Bin Laden oder all andere Tötungsmaschinen bei den Marines oder der Fremdenlegion.

Doch schnell erweist sich Logan als der menschlichere Mutant. Außer ihm haben alle Superhelden-Kollegen eine sadistische Lust am Töten. Da sind sie den meisten Kinozuschauern ähnlich, die sich gerade an den Szenen der Übermacht, der All-Macht über alle möglichen Feinde ergötzen. Jahre später arbeitet Logan als ehrlicher Holzfäller, während andere Mutanten mit Zirkustricks überleben.

Wie so oft wird der Mord an der großen Liebe auch für Logan zum Auslöser der Veränderung. Er macht aus dem gezähmten und domestizierten Mann ein rasendes Tier, das sich an Victor rächen will. Denn diesmal ist der Bruder des Wolfes selber ein Wolf, ein gefährlicher, zynischer Killer. (Liev Schreibers Figur Victor stellt sich, wie schon im Superstart der letzten Woche „Defiance“, gegen seinen Bruder und kämpft auf der Seite der Unmoralischen.) Die Veränderung im Wesen Logans begleitet eine im Körperlichen: In einer aufwendigen und aufwendig inszenierten Operation werden die Knochen des unsterblichen Mutanten durch unzerstörbares Adamantium ersetzt. Aus Logan wird Wolverine.

Nicht nur in den Einzelszenen gibt es sehr viele Ähnlichkeiten zur Geburtssaga eines anderen Superhelden: Darth Vader in „Star Wars III“. Das ist für die Fans sinnvoll als Teil des Comic-Epos X-Men, als eigenständiger Film funktioniert es so gerade mal. Der Kampf des Guten im Herzen des Wolfes gegen die Gewalt und das Böse in ihm und in der Menschheit ist einfach und rührend. Dies wird Sympathiequelle für die Figur Wolverine bleiben. Die reichlich vorhandene Action ist wie erwartet, ist nie wirklich spektakulär. Neue Figuren mit neuen Super-Eigenschaften gibt es ein paar, aber auch das reißt nicht vom Kinosessel.

Wirklich originell war, dass ein Mitarbeiter der Filmproduktion schon früh eine unfertige Vorversion (workprint) in die Öffentlichkeit und ins Internet brachte, was die ganze Piratenjagd der Filmindustrie mit der Verteufelung des Publikums ad absurdum führt. Viele Szenen waren noch als Rohgerüst der Animation zu sehen, bei den Stunts hingen die Schauspieler oft noch an nicht retouchierten Drahtseilen.