10.2.09

Berlinale Penn-Club


Berlin. Die Familie Penn hat sich zwar getrennt, aber zu Beginn der zweiten Berlinale-Woche beeindruckten sowohl Sean Penn als auch seine Ex-Frau Robin Wright. Er porträtiert in „Milk“ den ersten schwulen Stadtrat in San Francisco. Sie begeisterte in Rebecca Millers „The Private Lives of Pippa Lee“ noch mehr als ihr Filmpartner Keanu Reeves. Die Berlinale bleibt in Jubelstimmung.

Harvey Milk (Sean Penn) ist überzeugend, sehr überzeugend, wie er mitten in der Siebzigern in der U-Bahn einen jungen Mann anspricht und mit nach Hause nimmt. In Zeiten, da sich die Polizei von Los Angeles ungehemmt an Schwulen austobte, kein geringes Risiko. Aus der Wut darüber wird Harvey Milk zum Schwulen-Aktivist. Er hilft er das Castro-Viertel zum Mekka der Homosexuellen zu machen, dann will er ein Amt erobern. Die Gegenwehr erfolgt nicht nur auf der politischen Ebene. Ja größer der Erfolg von Milk, umso häufiger treffen Morddrohungen ein. Und als er endlich im Stadtrat sitzt, endet wieder mal eine seiner Beziehungen sehr tragisch.

Gus van Sant, der mit „Elefant“ schon die Goldene Palme gewann und neben Hits wie „Good Will Hunting“ immer wieder schwule Themen in einzigartig fließende Bilder brachte, zaubert hier eine politische Liebeserklärung auf die Leinwand. Selbstverständlich ist das Thema eines schwulen Politikers immer noch ein Politikum, das weiß Berlin besonders gut. Aber wie der Mensch Harvey Milk, der tatsächlich einem Attentat zum Opfer fiel, dargestellt ist, bewegt die Emotionen ungemein. Großen Anteil hat dabei der ansonsten so stoisch und unerschütterlich wirkende Sean Penn. Sein Milk ist ganz sanft, unglaublich liebenswert, mit einem milden Blick, der sofort einnimmt. Milk läuft in der Sektion Panorama, die aus Anlass ihres 30-jährigen Bestehens auch den exzellenten Dokumentarfilm „The Times of Harvey Milk“ erneut ins Programm nimmt.

Pippa Lee, die Figur von Robin Wright Penn, irritiert anfänglich eher: Als perfekte Frau eines erfolgreichen Verlegers bleibt sie allen ein Rätsel. Doch die leicht skurrile, witzige und doch sehr warmherzige Emanzipation dieser Vorzeigefrau zum selbständigen Menschen begeisterte den Berlinale-Palast bei der Weltpremiere von „The Private Lives of Pippa Lee“. Regisseurin Rebecca Miller, die Tochter des 2005 verstorbenen Arthur Miller, blendet zurück auf Pippas Mutter, die ihre Fröhlichkeit ärztlich verschriebenem Speed verdankte. Wir erleben, wie Pippa sich exzessiv von zuhause löst und erst in den Armen eines älteren Mannes zur Ruhe kommt. Dass danach ein äußerst cooler Keanu Reeves ihr zum nächsten Schritt in die Freiheit verhilft, rundet den großartigen Cast ab. Der Rote Teppich hob vor Begeisterung fast ab, nach dem Film hatte jedoch Robin Wright die Herzen erobert. Das war konkurrenzlos gut, leider im Wettbewerb außer Konkurrenz. Es sieht so aus, als könnte diese Berlinale ein Fest der Freude werden. Und das ist auch gut so!