16.12.08

O'Horten


Norwegen, BRD, Frankreich 2007 (O'Horten) Regie: Bent Hamer mit Bård Owe, Espen Skjønberg, Ghita Nørby 89 Min. FSK: o.A.

Ein Abschied als skurrile Odyssee: Der norwegische Lokführer Odd Horten (fabelhaft: Bård Owe), ein stoischer Kapitän mit noch mehr Ruhe gebender Pfeife, muss nach seiner letzten Dienstfahrt ein absurdes Ritual seiner Kollegen über sich ergehen lassen. Das Absingen der Lokführer-Hymne und das Erraten von Lok-Geräuschen auf Schallplatte sind bereits atemberaubend absurd. Als dann der alte Mann über ein Gerüst fliehen will und in einer fremden Wohnung von einem kleinen Jungen zum Gutenachtgeschichten-Erzählen festgehalten wird, als er im Kinderbett einschläft, beginnt eine noch wunderlichere Reise durch Oslo.

Bent Hamer drehte bereits die wunderbar verrückte Küchen-Studie Kitchen Stories (2003) und dann mit Matt Dillon die Bukowski-Geschichte „Factotum“ (2005). „O'Horten“ ist erneut eine Perle der Erzählkunst. Es ist schwer zu beschreiben, wie gleichmütig und doch neugierig erstaunt der äußerst liebenswerte Horten die verrücktesten Situationen mitmacht. Dabei ergibt sich in einem Pfeifenladen mal grandioser Slapstick a la Jacques Tati, dann hüllt Melancholie die Begegnung mit einem verrückten Erfinder ein. Dass eine blinde Nachtfahrt durch die verschneite Stadt wie selbstverständlich fast ohne größere Schäden verläuft, betont das Traumhafte von Hortens Erlebnissen. Doch die Folge von grandiosen Szenen ist keine Nummernrevue, Horten geht seinen Weg, erfüllt am Ende todesmutig den Mädchentraum seiner alten Mutter und verlässt dieses Märchen wieder durch den Eisenbahntunnel, den er schon zu Beginn befuhr. Horten ist in einem etwas weniger seltsamen Leben angekommen, aber man braucht sich keine Sorgen um diesen Mann zu machen, zu sehr sprüht er regungslos vor Lust auf Leben.