18.11.08

Der Mann, der niemals lebte


USA 2008 (Body of Lies) Regie: Ridley Scott mit Russell Crowe, Leonardo DiCaprio, Mark Strong 128 Min. FSK: ab 16

Heißt es eigentlich "Anti-Terrorkrieg" oder "Antiterror-Krieg"? Das hängt vom Film ab. "Syriana", "Three Kings" und andere Hollywood-Produktionen überraschten in den letzten Jahren mit einer ausgesprochen kritischen Haltung gegenüber der US-Außenpolitik, vor allem angesichts deren Kriegen gegen im Irak und in Afghanistan.

Nun stürzte sich auch Ridley Scott wieder in die Kampfhandlungen. Scott, der ehemalige Werbefilmer, der mit "Blade Runner" und anderen Kinolegenden immer wieder sehr schwache Filme vergessen lässt. Scott, der schon mit "Black Hawk Down" Abscheu eher für den Kriegsfilm als für den Krieg erzeugte.

Der Film, der niemals packte, erzählt vom CIA-Agenten Roger Ferris, der einen dieser Super-Bösewichte von Al-Qaida oder einem anderen Terroristen-Verein versucht zu finden. Zwischen Folter, Verrat und Verfolgungsjagden folgt Ferris der Spur nach Jordanien, gewinnt dort das Vertrauen des manipulativen und folternden Geheimdienst-Chefs. Bei allen Winkelzügen ist dem Nahost-Agenten allerdings sein fanatischer CIA-Vorgesetzter Ed Hoffman (Russell Crowe) voraus. Zur Entspannung und als erhöhter menschlicher Einsatz für das Finale lernt Ferris eine jordanische Krankenschwester kennen und erlebt eine Romanze unter den erschwerten Bedingungen der Gräben, die US-Politik konstant in die Welt pflügt.

Nach einer Stunde unübersichtlicher und uninteressanter Terroristen-Hatz präsentiert Ferris den raffinierten Plan, zum Schein eine eigene Terroristen-Gruppe aufzubauen, bis diese von den richtigen kontaktiert wird. Das ist unfreiwillig Satire, sind doch viele Terroristen wie Osama Bin Laden von den USA ausgebildet worden. Und auch hier werden die Bomben gerne mal vom CIA selber gezündet.

Ridley Scott inszeniert in "Der Mann, der niemals lebte" vor allem mit Bildern technischer Überlegenheit noch einmal die US-Großmannssucht, die Vision gottgleich die Welt zu kontrollieren. Immer wieder die Blicke von Drohnen oder Beobachtungssatelliten auf das Geschehen. Dabei erzählt der Film unreflektiert das Märchen einer weltweiten Bedrohung, die Bush brauchte, um an der Macht zu bleiben. Scott kann Filme hervorragend konstruieren, drehen, schneiden - und dabei den größten Mist erzählen.

Der ehemalige Werbefilmer macht nun weiter Werbung für die Angst, für eine blinde Gefolgschaft in einem "Krieg gegen den Terrorismus". Nach 90 Minuten fällt ein politischer Satz über die "intriganten Bürokraten, die tausende Kilometer entfernt Entscheidungen treffen und nicht wissen, welche Folgen das im Nahen Osten hat". Doch dann geht die Action auch gleich richtig los. Mit der Entführung von Ferris' Krankenschwester...

"Der Mann, der niemals lebte" hat nicht mal in den USA besonders viele Leute interessiert. Auf dem handwerklichen Sektor ist DiCaprio für die Bewegung zuständig, seine Mit- oder Gegenspieler bieten den jeweiligen Darstellern viel spannendere Aufgaben. Russell Crowe spielt einen Familienvater, der mal so nebenbei zwischen dem Füttern seiner Kinder und dem Pinkeln per Handy weltweit irgendeinen Terrorismus bekämpft. Scott verwirrt mit Bilderflut, die allerdings nicht mehr so rasant ist wie früher. Das Ziel ist weiterhin, dass man irgendwann das Denken aufgibt und dem Film alles oder gar nichts mehr glaubt.