11.11.08

1968 Tunnel Rats


BRD, Kanada 2008 (1968 Tunnel Rats) Regie: Uwe Boll mit Erik Eidem, Nate Parker, Brandon Fobbs 96 Min., FSK: ab 16

Ein blindwütiges Huhn findet auch mal einen grobkörnigen Genrefilm, den man sich ansehen kann ... nur mit dieser Hoffnung kann man noch in Filme von Dr. Uwe Boll gehen. Uwe Boll, der vielleicht nicht unbedingt der schlechteste Regisseur aller Zeiten ist, aber von den ganz Schlechten ist er der Beständigste! Boll haut momentan im Jahr mehrere Action-Machwerke raus und in jedem davon Hunderte von Schurken um. Immer billig, aber das mal mit fast keinem Geld und mal mit erschreckend vielen Millionen („Schwerter des Königs - Dungeon Siege“). Anfang der Neuziger nahm man den energischen Ausdruck von „Ich will auch Filme machen“ noch mit gewissen Sympathien war: „German Fried Movie“, „Barschel - Mord in Genf?“ und „Das erste Semester“ waren aber nur der Beginn eines filmischen „Amoklauf“s.

Für "1968 Tunnel Rats" verfilmte er ausnahmsweise kein Videospiel, sondern beschäftigt sich - wohl ganz ernsthaft gemeint - mit dem Abschlachten während des Vietnamkrieges: Irgendwo im noch nicht entlaubten Urwald hocken amerikanische Soldaten und warten auf ihren Einsatz. Unter ihnen buddeln sich die vietnamesischen Widerstandskämpfer durch ihr legendäres Tunnelsystem, das einst das ganze Land verband. Lange Zeit ist dann die Musik das Dramatischste im Film während endloses Gerede der Soldaten unpassend wie aus anderen Filmen geklaut wirkt. Lahme Laberitis statt Klaustrophobie. Dazu wird immer mal wieder etwas unheimlich durchs Laub geschwenkt und gezeigt, wie viele tolle Requisiten man besorgt hat.
Spät geht es endlich mit den Figuren in das Tunnelsystem auf mehreren Ebenen. Die US-Soldaten werden schnell dezimiert, ein raffiniertes Versteckspiel beherrscht diese realistische Variante von Horror. Zum Irren im Dunkeln gibt es etwas Metzgerei im Stile von "Saw" und keine Gnade für Figuren oder Publikum.
Ein paar Wochen nach der treffenden und zynischen Vietnamfilm-Parodie "Tropical Thunder" bietet Boll nur ein billiges Kriegsfilmchen mit sehr unbekannten Darstellern. "Tunnel Rats" sagt "Ich kann das auch, was die großen Jungs können." Dazu entzündet man ein kleines Abschiedsfeuerwerk im Stile von "Apocalypse Now". Nachher wird kaum jemand Abscheu vor Kriegsfilmen oder vor dem Krieg haben. Das finale und hoffnungslose gemeinsame Buddeln einer geschundenen Vietnamesin und eines US-Soldaten wirkt als Völkerverständigung nur lächerlich.