16.9.08

Redbelt


USA 2007 (Redbelt) Regie: David Mamet mit Chiwetel Ejiofor, Tim Allen, Rodrigo Santoro 99 Min. FSK: ab 12
 
In Zeiten des wild durchdrehenden Klamauks tut es gut, konzentrierte Integrität im Kino zu erleben. „Redbelt“ erzählt von einem durch und durch rechtschaffenen Menschen. Das exzellente psychologische Drama aus dem Umfeld des Jiu-Jitsu-Sports stammt allerdings auch von einem unbestechlichen Autor und Regisseur: David Mamet.

Konzentriert. Ungemein konzentriert. Von der ersten Szene an packt dieser Film die Zuschauer am Kragen. Wie die feste Stimme eines Kampfsportlehrers seinen besten Schüler in einer extremen Situation führt und gleichzeitig eine Frau verzweifelt versucht, in einer Apotheke ihr Beruhigungsmittel zu bekommen. Als die Handlungsstränge zusammenkommen, knallt es. Doch der Schuss aus der Polizeiwaffe zersplittert nur die Scheibe der Jiu-Jitsu-Schule von Mike. Der Polizist, ein Schüler Mikes, lässt die Sache auf sich beruhen. Nur das Drehbuch vergisst die Episode nicht.

Mike Terry (Chiwetel Ejiofor) lehnt Wettkämpfe ab, nicht nur weil sie arrangiert und die Ergebnisse verkauft sind. Er trainiert für das Leben auf der Straße, bildet eher das Selbstbewusstsein seiner Schüler als ihre Schlagfertigkeit. Er ist Kämpfer, aber auch Psychiater. Steht für seine Freunde ein, auch wenn er zum Leid seiner Frau immer draufzahlt. Doch das zufällige Treffen mit einem kaputten Filmstar (Tim Allen) scheint die Wende zu sein: Terry bekommt ein Skript und gleich auch einen Wohnwagen am Set angeboten. Seine Frau soll Mode für die Gattin des Stars entwerfen. Doch die kurze Hoffnung auf Wohlstand zerschlägt sich schnell und endet in einer mehrfachen Enttäuschung. Es scheint, dass Terrys ehrenhafte Prinzipien in der Realität nicht anwendbar sind. Der sich für nichts verkauft, wird von allen verschaukelt. Um die Schulden abzuzahlen, muss er doch in den Ring. Aber er erkennt, dass mit gezinkten Karten gespielt wird...

„Redbelt“ ist kein Kampf- oder Sportfilm. Im psychologischen Ringen der Figuren, im Kampf und der Konzentration vor allem außerhalb des Ringes könnte man zwar vermuten, dass der Autor und Regisseur David Mamet, der selbst fünf Jahre Jiu-Jitsu lernte, diese Erfahrungen kongenial auf die Leinwand brachte. Doch Mamet ist einfach ein extrem guter Filmschreiber. Einer der ganz großen der Autorenbranche - „Die Unbestechlichen“ stammt aus seiner Feder, ebenso wie „Wenn der Postmann zweimal klingelt“, „Ronin“ oder „Hannibal“ - aber auch einer, der seine Meinung sagt. „Glengarry Glen Ross“ legte 1992 die Menschenverachtung des Geschäftslebens bloß, in „Hoffa“ spielte Jack Nicholson den legendären amerikanischen Gewerkschaftsführer gleichen Namens. Und der ursprüngliche Theaterautor blieb auch der reinen Kunst treu: „Vanya on 42nd Street“ schrieb Mamet ebenso wie den raffiniert rätselhaften Krimi „The Spanish Prisoner“.

Auch wenn das dramatische Prinzip des letzten Kampfes abgenutzt ist wie ein alter Boxhandschuh, Drama-Meister David Mamet füllt die Spannung in „Redbelt“ mit sehr, sehr eindringlichem Schauspiel. Ein erstaunlich klarer und wirkungsvoller Film über Moral und Integrität.