30.9.08

Burn After Reading


USA 2008 (Burn After Reading) Regie: Ethan Coen, Joel Coen mit George Clooney, Frances McDormand, Brad Pitt, John Malkovich 95 Min. FSK: ab 12

Es ist ein Spaß, ein grandioser Spaß, wie sich hier ein halbes Dutzend der besten Schauspieler gegen den Strich bürsten lassen. Und damit ist nicht nur wortwörtlich die absurde Frisur von Brad Pitt gemeint. Pitt gibt den Fitness-Studio-Hampelmann Chat, der Bildung, Erziehung und Rollenvorbilder komplett aus irgendwelchen Übungsleiter-Videos gewonnen hat. Seine affige Frisur konkurriert mit den bubihaften Klamotten und die Aerobic-Gestik übertrifft alles. Chats Versuch, mit einer CD voller vertraulicher Daten, den Ex-CIA-Mitarbeiter Cox (John Malkovich) zu erpressen, muss kläglich scheitern. Wie alle Gangster in Coen-Filmen verhält er sich dämlicher als es die Polizei erlaubt. Doch auch Alkoholiker Cox ist eine Glanznummer aus dem Schauspielfach Karikatur. John Malkovich zeigt als kahlköpfiger Choleriker wieder eine neue Facette seines Könnens. Frustriert von der Ignoranz seiner Umgebung kündigt Cox beim Geheimdienst, worauf seine herrische Frau (Tilda Swinton) über Scheidung nachdenkt und nicht nur die Finanzdaten vom heimischen Computer kopiert, sondern auch die Anfänge einer Biografie des CIA-Mannes. Dass die Daten auf CD ab jetzt die Runde machen, jeder mit jedem ins Bett geht, und nicht nur der unter Verfolgungswahn leidende Harry Pfarrer (Clooney) dauernd einen Beobachter in der Nähe hat, gehört zu den Details einer Handlung, die munter vor sich hin purzelt. Den besten Kommentar liefert ein CIA-Boss: „Einfach laufen lassen“.

Früher gefielen diesem Autor die mordsmäßigen Komödien besser als die kunstvollen Werke, denen man leicht tiefsinnige Bedeutungen andichten konnte. Früher war, als die Coens mit „Arizona Junior“ (1987) auf der internationalen Leinwand auftauchten. Tiefsinnig und sehr düster waren „Barton Fink“ (1991) und „Miller's Crossing“ (1990). Albern dann wieder „Hudsucker - Der große Sprung“ (1994) mit dem in der letzten Woche verstorbenen Paul Newman noch als zynischer Firmenboss, dem ein einfältiger Narr (Tim Robbins) das Geschäft versaut. So ging munter weiter mit den Coens, mal blutig absurd mit „Fargo“ (1996), mal völlig abgehoben mit Jeff Bridges als „The Big Lebowski“ (1998). 2000 kam schon Clooney als Clown hinzu in der spirituellen und musikalischen Schatzsuche „O Brother, Where Art Thou?“ (2000).  Mit „Burn after reading“ schließen die Coens ihre persönliche Idioten-Trilogie mit Clooney ab und denken drüber nach, ab Brad Pitt auch so ein Triptichon der Albernheiten verdient hätte. Soll man das nun ernst nehmen? Müssen Regisseure eigentlich immer das erfüllen, was sie vorher an Erwartungen aufgebaut haben? Eindeutig bringt hier ein „Nein“ viel mehr Spaß.

Doch ist „Burn“ wirklich Komödie? Selten sah man so viele traurige Figuren tragisch an ihren lächerlichen Lebensentwürfen scheitern. Diese Pläne, seien es Schönheitsoperationen, Wohlstand, Fitness oder sexuelle Erfüllung sollte man vielleicht verbrennen und die Biographie entspannt von Leben selber schreiben lassen. Wieder der oberste CIA-Boss: Was haben wir daraus gelernt? Wir sollten das nicht noch mal machen! Was auch immer es war.