3.6.08

Penelope


GB, USA 2006 (Penelope) Regie: Mark Palansky mit Christina Ricci, James McAvoy, Catherine O'Hara, Reese Witherspoon, Peter Dinklage, Richard E. Grant 103 Min. FSK ab 6

Es gibt ein ganz besonderes Genre unter den Filmen. Es heißt: Wer-denkt-sich-so-was-aus-Genre! Nicht die verrückten bis wahnsinnigen Ideen eines Terry Gilliam oder eine Michael Gondry. Nein, ganz stinknormale Filmchen, die so unnötig und seltsam sind wie ein Kropf. Etwa wenn ganz ernsthaft in unseren säkularisierten Zeiten ein US-Politiker an einer Arche baut. Oder so unnötig wie eine Schweinsnase im Gesicht. Mit einer solchen muss sich Christina Ricci in dieser eher seltsamen denn gelungenen Komödie als reiche Jungfer rumplagen und wirkt dabei viel schrecklicher als in früheren Horror-Rollen. Was ist bloß mit der Wednesday Addams und der Katrina Van Tassel aus „Sleepy Hollow“ geschehen?

Wegen irgendeines Familienfluches, der wie vieles andere in diesem Film mehr schlecht als recht erzählt und bebildert wird, erblickt Penelope Wilhern (Ricci) mit einer Schweinsnase im Gesicht das Licht der Welt. Die reichen Eltern können ihr Kind lange vor dem Blitzlicht der Sensationsfotografen fern halten - Penelope wächst hinter den Mauern des Familienschlosses auf.  Doch wie im Märchen muss ein Mann gefunden werden. Nicht weil hier alles altmodisch ist - die Geschichte spielt im Hier und Jetzt - sondern weil der Fluch aus Penelopes Gesicht verschwinden soll, sobald sie das Ja-Wort ausspricht.

Doch alle blaublütigen Freier fliehen sofort, wenn sie Penelope erblicken - dabei traute sich die Film-Maske keineswegs, Riccis Gesicht zu verunstalten. Lieblich bis traurig blickt sie dem Butler hinterher, der die Jungmänner einfängt und ihnen Stillschweigen abverlangt. Nur Edward Vanderman III. entkommt und erzählt schockiert sein Erlebnis. Die Geschichte glaubt keiner und macht ihn noch mehr zur Witzfigur. Edwards Rachepläne bringen ihn mit dem kleinwüchsigen Fotografen Lemon zusammen und beide schleusen einen neuen Bewerber, ausgerüstet mit geheimer Fotokamera, zu den Wilherns. Der verarmte Spieler Max reagiert allerdings anders als alle anderen auf Penelopes Nase. Er besteht die Casting-Show unter den Blicken Penelopes hinter einem Venezianischen Spiegel und schnell ist der glückliche Rest des Films voraus zu sehen.

In Zeiten von „Nip/Tuck“ und vielen TV-Sendungen, die von Schönheits-OP- und Metzger-Innung bezahlt werden, ist die Grundlage dieser niedlichen Schweinsschnute völlig unzeitgemäß. Eine sehr unrealistische Story also - oder ein Märchen. Im Stile von „Plötzlich Prinzessin“ allerdings mit einem Extra, das unerwünscht im Gesicht prangt. Die zugegeben netten Darsteller können die Seltsamkeit nur zeitweilig überspielen. Der Rest ist brave Routine, so unnötig wie...

PS: Weil die Filmautoren nicht bei Wikipedia nachgesehen haben - sei es auch den Lesern erspart: die griechische Penelope aus dem Mythos-Schatz hatte nur entfernt etwas mit Schweinen zu tun: Ihr Gatte Odysseus musste nämlich miterleben, wie seine Besetzung von der Hexe Circe in Schweine verwandelt wurden.