29.4.08

[Rec]


Spanien 2007 ([Rec]) Regie: Jaume Balagueró, Paco Plaza mit Manuela Velasco, Ferran Terraza, Jorge Yamam 83 Min.

Weshalb ein Land wie Spanien über viele Jahren hinweg mit  bemerkenswertem und ungewöhnlichem Horror auftrumpfen kann, mag viele Gründe haben. Bei ernsthafteren Autoren wie Guillermo del Toro kann man die Verarbeitung des faschistischen Terrors in der nationalen Psyche suchen. Oder als Fan des Genres einfach makabren Spaß geniessen.

Was passiert, während du schläfst? Da könnte man die Ungeheuer zitieren, die der Schlaf der Vernunft beim spanischen Bildermacher Goya gebiert. Oder einer zu schrillen Moderatorin des Lokalfernsehens bei ihrer vermeintlichen Dokumentation über einen nächtlichen Feuerwehr-Einsatz folgen. Angela (Manuela Velasco) macht gelangweilt eine dieser Beiträge, die keiner braucht. Nett und belanglos, bis die alte Frau, die eigentlich gerettet werden sollte, zubeißt. Blut fließt, laute Hektik bricht aus und schnell ist das TV-Team mit Feuerwehrleuten, Polizisten und einigen Mietern im mehrstöckigen Gebäude eingeschlossen.

Was hier tatsächlich ausgebrochen ist, bleibt schön lange rätselhaft. Immer stürzt ein neues Ereignis überraschend auf uns ein, oder ein Feuerwehrmann im Treppenhaus ab. Bemitleidenswerte Opfer wandeln sich zu blutrünstigen Bestien. In diesem unübersichtlichen Horrorhaus ist niemand sicher, auch nicht vor dem Verdacht, im nächsten Moment selber zum Zombie zu werden.

Das alles verfolgt die angebliche Doku-Kamera von Pablo hautnah, und wenn sie mal ausgeschaltet wird, sorgt die weiter laufende Tonspur für noch mehr Spannung. Man darf zugeben, „[Rec]“ ist extrem spannend!

Die Regisseure Jaume Balagueró und Paco Plaza beweisen, dass man in Sachen Zombie-Horror nicht immer die alten Klassiker wiederbeleben muss. „[Rec]“ ist nichts für schwache Nerven, geht aber noch relativ sparsam mit den Blutkonserven um - für heutige Verhältnisse. Dafür streut die Story den Verdacht geschickt und verrät nicht zu schnell, was hinter der nächsten Ecke der Geschichte lauert. Die subjektive Perspektive vom „Blair Witch Project“ wird zum Blick des Ego Shooters. Und während „I am Legend“ oder „28 Days“ ganze Landstriche mit dem Schrecken überziehen, konzentriert sich hier das bissige Drama auf ein unentrinnbares Gemäuer. Effektiv, gradlinig und schnörkellos - das war schon immer ein gutes Rezept - für Genrefilmer und Zombies gleichermaßen.