15.1.08

Der Nebel


USA 2007 (The Mist) Regie: Frank Darabont mit Thomas Jane, Marcia Gay Harden, Laurie Holden, André Braugher 127 Min. FSK: ab 12
 
Es ist eine unheimliche Begegnung, die einem das Grauen lehren könnte: Ein nicht besonders guter, aber effektiver und dadurch erfolgreicher Horror-Autor - Stephen King - trifft auf einen hervorragenden Regisseur - Frank Darabont. Zweimal ging es gut. "Die Verurteilten" und "The Green Mile" waren dichte, hervorragend gezeichnete Filme, denen man Stephen King nicht unbedingt ansah. Diesmal jedoch herrscht der Schrecken und das Ergebnis hätte auch heißen können: "Ungeziefer im Nebel".
 
Zuerst schlägt ein Sturm zu, dann nähert sich eine seltsame Nebenwand der Küste. Als David Drayton (Thomas Jane) mit seinem Sohn zum Supermarkt fährt, ist alles in einem unerklärlichen Aufruhr. Polizei, Feuerwehr und Militär rasen durch die Straßen. Bald erreicht der Neben die Glasfassaden des Einkaufszentrums und die Kunden sind eingeschlossen, denn draußen lauert etwas.
 
Regisseur Darabont schafft es sofort, eine bedrohliche Atmosphäre aufsteigen zu lassen. Allerdings gibt er auch schnell etwas preis - früh wird ein Teil des Ungeheuers gezeigt, das dort draußen wütet. So schafft er Raum für ein Wechselspiel von externer Bedrohung und inneren Spannungen. Im Mikrokosmos der eingeschlossenen Notgemeinschaft errichtet eine fanatische Christin (grandios; Marcia Gay Harden) ihren Gottesstaat, ein unsicherer Nachbar will dauernd jeden verklagen, und die kleinen Geister im menschlichen Wesen zeigen sich in Verdächtigungen und Missverständnissen. Im Klima aus Aggressionen, Gewalt und Drohungen wächst ein kleiner Angestellter des Supermarktes über sich selbst hinaus.
 
Wie verhalten sich Menschen in Notlagen, welchem Führer rennen sie hinterher? Das lässt sich alles durchaus auch simpel politisch interpretieren. Etwa mit den Anschlägen von 9/11 und dem falschen Prediger Bush, der mittelalterlich anmutenden Widergeburt von Religionen. Und schuld an allem ist das Militär. Oder die Genforschung? Da es bei King vor allem um vordergründige Effekte geht, fällt die Erklärung auch austauschbar aus. Bis zur billigen und zynischen Schlusspointe, die niemals die Tragik hat, die hier vor allem in die Musik gelegt wurde.
 
Von Stephen King kann man nicht erwarten, dass all diese plakativen Dramen differenziert geschildert werden. Etwas wird den Fans jedoch gefallen: Ziemlich fiese Viecher mit hohem Ekelfaktor spritzen ihr Blut bis in die Splatterecken. Immer wieder sorgen kleine Duelle mit Rieseninsekten für Schockmomente. Geschickt hält der Film dabei seine Kreaturen tricktechnisch im Halbdunkel. In dem ganzen künstlich erzeugten Nebel aus Werbung und Marketing sollte man eines nicht übersehen: "Der Nebel" ist nicht mehr als ein inhaltlich billiges B-Movie, das zusätzlich Sympathien verspielt, weil es sich viel zu ernst nimmt.