21.11.07

Mr. Brooks


USA 2007 (Mr. Brooks) Regie: Bruce A. Evans mit Kevin Costner, Demi Moore, William Hurt 120 Min.
 
Ein vielfältig überraschendes Comeback von Regisseur Bruce A. Evans und gleich drei Hauptdarstellern sorgt für eine raffiniert spannende Variante von "Dr. Jekyll und Mr. Hyde".
 
Als ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft, ja als "Mann des Jahres", verstrahlt Evan Brooks (Kevin Costner) aus jeder Pore Seriosität. Auf der Heimfahrt vom Abend zu seinen Ehren wirkt Brooks plötzlich irritiert auf seine Frau neben ihm. Kein Wunder - dem Mann sitzt ein heimtückisches Alter Ego (William Hurt) im Nacken, ein hämisches Teufelchen, dass nur er sieht. Und das ihm Verführerisches einflüstert: Sollen wir nicht noch einmal morden? Nur noch einmal? Vielleicht dieses nette Pärchen aus der Tanzschule?
 
Auch das Publikum braucht eine Weile, die brave, bürgerliche Fassade von Mr. Brooks zu durchschauen. Zu verstehen, weshalb er im Keller - wie Batman - die ganze Reihe identischer Anzüge versteckt. Weshalb er so penibel sein Werkzeug für den Ausflug zusammenpackt. Kein Wunder, denn Brooks versteckte diese Seite lange vor sich selber. Der Mordsüchtige ging zu den Anonymen Alkoholikern, was eine Weile half. Doch jetzt ist die dunkle Seite wieder da, und sie wurde tatsächlich sehr vermisst. Das fühlt man geradezu, wenn nach einem meisterhaft ausgeführten Doppelmord die Wellen der Lust durch Brooks wogen. Wieder so ein Moment, wo der Film packt und überrascht.
 
Doch bei seiner Inszenierung, bei dem Arrangieren der Opfer für die Polizei, macht Brooks einen Fehler, wird vom benachbarten Spanner fotografiert. Der junge Mann geht nicht zur Polizei, sondern erpresst den Mörder: Er wolle auch töten, Brooks möge ihn gefälligst in die Lehre nehmen.
 
Dass sich der spannende und immer wieder mit Unerwartetem auftrumpfende "Mr. Brooks" nicht mit diesem Strang zufrieden gibt, hebt ihn endgültig auf das Niveau des unbedingt Sehenswerten. Da gibt es noch Demi Moore, die als raue Polizistin mit weicher Seite bei ihren Scheidungsproblemen, endlich mal wieder ein gute Rolle hat. Und da gibt es auch noch die Tochter von Mr. Brooks, die scheinbar dessen Sucht geerbt hat...
 
Wie Moore trumpft auch Kevin Costner in einer dankbaren Rolle auf. Sie lässt enorm viele Facetten zu, vom liebenden Vater bis zum von Mordlust Getriebenen. William Hurt geht völlig im bösen Einflüsterer von Brooks auf, scheint zu genießen, dass er mal nicht den weinerlichen Gefühlsmenschen spielen muss. Dazu stimmen auch noch Inszenierung, Timing und Styling. Zeitweise denkt man sogar an "Fight Club", so gut passt das Styling zur verschrobenen und gespaltenen Persönlichkeit von Mr. Brooks. Man muss sich ernsthaft fragen, weshalb Bruce A. Evans in den 15 Jahren nach "Kuffs" mit Christian Slater nichts inszeniert hat. Ob dieser Film sehenswert ist, bleibt jedoch völlig außer Frage.