30.10.07

Bis zum Ellenbogen


BRD 2006 (Bis zum Ellenbogen) Regie: Justus von Dohnányi mit Stefan Kurt, Jan Josef Liefers, Justus von Dohnányi 85 Min. FSK ab 12
 
Von Schweizer Höhen flacht sich dieses deutsche Sommer-Road-Movie bis auf Meeresniveau bei Sylt ab. Schauspielerische und dramaturgische Improvisationen machen den Film von Justus von Dohnányi interessant, aber nur streckenweise gut.
 
In voller Alpen-Abfahrt rammt der aggressive Mountainbike-Rüpel Achim (Jan Josef Liefers) den verträumten Wanderer Willi (Stefan Kurt). Es wird nicht das letzte Mal sein, dass der arrogante Schnösel und der Hartz 4-Empfänger aneinander geraten. Trotzdem quartiert der liebe, naive Sven (Regisseur und Autor Justus von Dohnányi) die beiden Angeschlagenen in seiner Almhütte ein. Achim schafft es nicht mehr ins Tal, muss das Eröffnungsspiel der Fußball-WM 2006 im flackernden Fernseher verfolgen. Sven, der Bankangestellte aus Sylt, trauert um seine ertrunkene Frau. Willi kehrt hemmungslos den Schmarotzer mit sozialer Kampfagenda heraus. Doch irgendwie verstehen sich die drei und es werden ein paar nette Sommertage ... bis Sven absurd-tragisch verunglückt.
 
Willi fühlt sich schuldig und Achim, der in der Firma des Schwiegervaters große Geldprobleme hat, sieht in Svens Privatbank auf der Nordseeinsel eine Chance. Man muss den Sven nur heil nach Sylt bringen. So packen sie ihn in den Ski-Dachträger und machen sich auf den Weg, der gesäumt sein wird von Fußballspielen. Die Partie der Schweiz soll zum Beispiel den Grenzübertritt erleichtern, meint der Checker Achim. Doch Verlierertyp Willi vergeigt es fast, aber auf herrliche Art und Weise. Praktisch auch, dass in diesen Feier-Tagen niemand eine Schnapsleiche von einer echten unterscheiden kann, wenn sie nur deutschnational geschminkt ist.
 
Für diesen erfrischend lockeren Film trommelte Schauspieler Justus von Dohnányi letzten Sommer seine Kumpels Stefan Kurt und Jan Josef Liefers zusammen und ließ sie auf Basis seines Drehbuchs auch immer wieder kräftig improvisieren. Diese Freiheiten stehen auf der positiven Seite der Komödie, die mit dem verwesenden Sven immer mal wieder einen Abzweig in den schwarzen Humor versucht: Da werden Zähne mit Heißkleber repariert, die Rülps- und Furzgeräusche der Leichengase sollen auch ein paar Lacher herbeizwingen. An deutschen Landschaften im Sommermärchen erfreut sich das Auge, wenngleich der titelgebende Ellenbogen bei Sylt, in dem Sven sich seine Seebestattung wünschte, am Ende dann irgendwie wirkungslos bleibt. So verläuft der ruhige Rhythmus der nie sentimentalen Komödie mal reizvoll, mal träge. Ästhetisch und dramaturgisch fällt der Film-Fluss auseinander, ein weißes Rauschen in der Bank sieht zwar gut aus, passt aber überhaupt nicht an dieser Stelle. Mit Sympathie für das Nicht-Perfekte lässt sich die nur streckenweise gelungene Komödie aber durchaus genießen.