25.10.07

60 Jahre film-dienst


26 x Wahrheit und Durchblick pro Jahr
  
Als der "Filmdienst der Jugend" im Oktober 1947 das Licht der Welt erblickte, wird keiner der Initiatoren vermutet haben, dass dieses Heftchen 60 Jahre später als eine der wenigen seriösen Publikation zum Film in Deutschland gefeiert wird. Man merkt dem film-dienst das Alter nicht an, da er stets auf der Höhe der immer wieder neuen Filme und Themen blieb. Alle zwei Wochen finden sich sämtliche Neustarts, Video- und DVD-Premieren in dem Heft. Und im Gegensatz zu anderen, lauten Cinema-Magazinen bestimmt hier nicht der Werbeetat eines noch lauteren Films Umfang und Schärfe der Berichterstattung.
 
1949 wurde der film-dienst offizielles Organ der "Katholischen Filmkommission", was ihm von Außenseitern immer den Vorwurf einbrachte, nur als klerikaler Sicht zu rezensieren. Doch allein bei explizit kirchlichen Themen wie "Die Letzte Versuchung Christi" von Scorsese liefen die filmkritischen gesammelt auf, ansonsten herrschte im Denken und auch in der Auswahl der Mitarbeiter eine Freiheit, die sich der freie Markt in Abhängigkeit von Anzeigen nicht leisten konnte. Die Zeitläufte erzwangen schließlich doch Zugeständnisse: 1990 wurde die konzentrierte Sammlung von Kritiken und nichts als Kritiken - schwarzweiß und im handlichen DIN A5-Format - umgestellt auf das Magazin-Format von heute mit Festivalberichten, Porträts, einer weiten Spannweite der Themen von Spezifischem wie Filmmusik bis zu Randerscheinungen wie "Film und Internet". Da das federführende Bistum Köln das "Katholische Institut für Medien" (KIM) wegsparen wollte, musste dem film-dienst und der Schwester-Redaktion von "Funkkorrespondenz" eine neue Heimat gefunden werden. Von Köln ging es nach Bonn zum Verlag Deutsche Zeitung, der auch den "Rheinischen Merkur" herausgibt.
 
Mittlerweile zeigt sich der film-dienst als Herz einer ganzen Medien-Phalanx: Der Online-Dienst www.film-dienst.de bietet Abonnenten ideale Recherche-Möglichkeiten zu allen Aspekten des Films. Das "Lexikon des Internationalen Films" ist auf Basis der zweiwöchentlichen Filmbesprechungen mit vielen zig-tausend Kurzkritiken DAS Standardwerk zu allen Filmen, die jemals in Deutschland auf Leinwand, TV, Video oder DVD liefen. Mehrere DVD-Editionen leuchten aktuelle und historische Meisterwerke heraus. Die "Edition Filmmusik" kümmert sich verdienstvoll um all die überhörten deutschen Film-Komponisten. Im Internet sind die verschiedenen Produkte und auch ein Probeheft zu bestellen. Immer wieder gibt es spannende Themenhefte - etwa zu "Jazz und Film" oder bei der aktuellen, prallen Jubiläumsausgabe "Licht". Man darf dem unkorrumpierten Blick auf Licht und Schatten des Films noch viele Jahrzehnte wünschen.
 
(Günter H. Jekubzik ist Freier Mitarbeiter des film-dienst)