5.9.07

Das Bourne Ultimatum


USA 2007 (The Bourne Ultimatum) Regie: Paul Greengrass mit Matt Damon, Julia Stiles, Joan Allen, David Strathairn, Paddy Considine, Daniel Brühl 111 Min. FSK ab 12
 
Eigentlich frustrierend: Fast zwei Stunden Vollgas-Film und dann weiß man immer noch nicht, was denn das "Bourne Ultimatum" eigentlich ist. Aber wie war das mit der "Bourne Supremacy", dem zweiten Teil der Verfilmung von den drei Bourne-Romanen Robert Ludlums? Da hat der deutsche Verleih freundlich mit "Bourne Verschwörung" übersetzt. Nur die "Bourne Identität" war ein eindeutiger Titel, obwohl der Agent Jason Bourne genau das bis zum Ende aller drei Teile sucht: Seine eigentliche Identität. Doch die Fans wissen von den bisherigen Teilen noch das Wichtigste: Das war stark!
 
In Moskau geht es ohne lange Vorrede mit einem Autocrash los. Gab es das nicht schon in "Bourne 2"? Aber solche Filme sind zum sofortigen Vergessen gedreht. Dann, ohne nach Luft zu schnappen, weiter nach Paris und weiter, weiter, weiter. Wichtiger als die Handlung ist die Geschwindigkeit. Selten wurde vorher in einem Action-Film so sinnleer das Tempo hochgehalten! Moskau, Paris, London, Tanger und New York sind die Handlungsorte und das in so rascher Abfolge, dass es James Bond den Martini im Magen rühren und schütteln würde.
 
Und nach langer, leerer Raserei landet Bourne (Matt Damon) letztendlich wieder in New York, wo alles anfing. Hier wurde er in einer Filiale des CIA zur unschlagbaren und fast unkaputtbaren Kampf- und Mordmaschine ausgebildet. Dabei ging ne Menge Persönlichkeit und auch nahezu das ganze Gedächtnis an sein Vorleben den Bach runter. Und diese Erinnerung will der Geheimdienstler mit wiedererwachendem Gewissen zurück. Hauptgegner ist sein ehemaliger Arbeitgeber CIA, aber irgendwie sind die immer zu doof oder zu langsam, ihre Geheimwaffe wieder einzufangen. Eine Vorgesetzte wird dabei zur Kollaborateurin, im Sumpf aus Korruption und Selbstjustiz hält sie die Verfassungswerte aufrecht und Bourne in Bewegung.
 
Der Abspann macht klar, wo es langging: Fünfzig Stuntleute hielten in den USA ihre Knochen für Jason Bourne hin, noch einmal fünfzig waren es in England. Auch bleiben immer wieder Frauen Jasons auf der Strecke, meist von den Gegnern heimtückisch erledigt. Klaus Theweleit würde mit seiner Orpheus-Theorie Bourne und den Drehbuchautoren Mitschuld anrechnen, denn hätte der rasende Agent weiter verliebt Ferien mit Franka Potente gemacht, wäre die Serie schnell zu Ende gewesen. Passend zu Orpheus gibt es ein wenig Schwindel erregenden Vertigo-Effekt, wenn eine junge CIA-Kollegin (Julia Stiles) als vergessene alte Beziehung aus dem Reich der vermeintlich Toten auftaucht. Vertigo-Effekt war, als Hitchcock die Kamera gleichzeitig ranzoomte und in die andere Richtung fuhr. Hitchcock war, als man Spannung inszenierte und dafür überhaupt nicht mit Höchstgeschwindigkeit durch die Handlung rasen musste. Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?