20.8.07

Beim ersten Mal

Beim ersten Mal
 
USA 2007 (Knocked Up) Regie: Judd Apatow mit Seth Rogen, Katherine Heigl, Paul Rudd 129 Min. FSK: ab 12
 
Ein cinephiler Psychologe wird demnächst die Lebensphasen des Menschen nach Filmgenres benennen: Nach der Teletubbie-Periode folgt die Bambi- oder Eisbär-Zeit. Dann kommt das Disney-Stadium und irgendwann auch die schlimme Phase von "American Pie", so eine Art infantiler Pubertät. Für einige endet die Entwicklung hier, das heißt, sie schauen sich in einem endlosen Retardieren den Rest des Lebens nur noch Filme mit dem Niveau von "American Pie" an. Als Entwicklungshilfe holt nun "Beim ersten Mal" junge Menschen aus dieser verzweifelten Situation ab, um sie vorsichtig den Realitäten des Lebens anzunähern.
 
Dass Regisseur Judd Apatow zuvor die "zotige wie unterhaltsame Sexkomödie" namens "Jungfrau (40), ledig, sucht..." drehte, ist nicht zu überhören oder zu übersehen. Millionen werden auch dank des Trailers mit entsprechenden Erwartungen ins Kino strömen und rund um den "Helden" Ben (Seth Rogen) nur grobe Idioten sehen, die den ganzen Tag an Sex denken und ziemlich grob drüber reden, aber trotzdem keine Ahnung haben. Ein infantiler Haufen von Riesenbabies, die keine Ahnung vom Leben haben oder wie man neues Leben zeugt. Oder besser: Wie man und frau nicht schwanger werden. Deshalb "passiert es" Ben in einer besoffenen, kondomlosen Sex-Nacht mit der erfolgreichen TV-Moderatorin Alison Scott (Katherine Heigl) direkt beim ersten Mal. Alison ist schwanger und will sich eigentlich überhaupt nicht an das Wesen in ihrem Bett erinnern. Der hat nicht nur kein Telefon, sondern auch keinen Job und vor allem keinen Plan. Außer dem, mit vier anderen kiffenden Versagern in seiner WG eine Website zu nackten Film-Frauen aufzubauen.
 
So wird die Suche nach einem guten Gynäkologen begleitet von der Suche nach Nacktszenen auf dem Großbildschirm. Obwohl Mann und Frau hier eindeutig von anderen Planeten stammen, versuchen sie doch, die Verantwortung für das Kind gemeinsam zu leben. Aber Alison stellt sich bald eine wichtige Frage: Ist ein großes Kind der ideale Partner, um ein Kind mit ihm zu haben?
 
"Beim ersten Mal" zeigt eine seltsame Kombination von mäßig zotigem Humor, von Albernem wie Geschmacklosem mit einer sehr vorsichtigen Annäherung an einige Fakten des Lebens da draußen: Fortpflanzung, Verantwortung, Kommunikation und Partnerschaft. Dabei nähert sich die Klamotte verdächtig diesen Independent- oder den französischen Filmen an, die sich so ganz abseits vom Kino-Mainstream mit dem richtigen Leben beschäftigen. Allerdings ist auch hier alles relativ: Man muss immer bedenken, dies ist amerikanischer Humor, der es schon peinlich und damit witzig findet, wenn man jemand auf Toilette sitzen sieht. Oder einen detailliert mit allem Werkzeug begleiteten Besuch beim Gynäkologen. Aber diese Komödie, die versucht erwachsen zu werden, gelangt tatsächlich zu Erkenntnissen und wird immer weniger komisch - was für dieses Genre tatsächlich das erste Mal ist!