24.7.07

Die Simpsons


USA 2007 (The Simpsons Movie) Regie: David Silverman mit den Stimmen von: Dan Castellaneta/Norbert Gastell (Homer Simpson), Julie Kavner/Anke Engelke (Marge Simpson), Nancy Cartwright/Sandra Schwittau (Bart Simpson)
87 Min. FSK: ab 6
 
Ein völlig flacher Film! Zeichentrick und das auch noch im veralteten 2D-Verfahren. Trotzdem hat "Die Simpsons - Der Film" mehr Figuren-Tiefe, Zitat-Ecken und spöttische Kanten als viele Realfilme. Und funktioniert spielend wie spaßig bei Fans und dem Rest der Welt.
 
Die am längsten laufende US-Zeichentrickserie kommt ins Kino. Üblicherweise wird das ziemlich übel, den wenigsten Serien gelingt der Sprung von TV-Folgen auf "abendfüllendes" Format. Die 22-minütigen Simpsons-Episoden laufen seit 1989 im US-Fernsehen, über 400 kleine Meisterwerke in 18 Staffeln begeistern durch frechen Spott, genial umgesetzte Medienzitate und prominente Gastauftritte. All das bietet auch die Langversion, Gags im Affentempo, dazu große Gefühle, Leidenschaften und riesige Donuts...
 
Erstaunlich, wie viel episches Potential in den gelben Zeichentrick-Figuren steckt, die ja wahrlich seltsam aussehen, wenn man einen Schritt zurück aus der Fan-Position tut. Jetzt darf Homer Simpson, der sympathischste dämliche Familienvater der Welt, seine Lieben und das ganze Örtchen Springfield am Ende eines großen Dramas retten. Allerdings hat er seinen Mitbürgern vorher auch eine ökologische Katastrophe eingebrockt und Monster der Umweltverschmutzung hervorgerufen. Eigentlich ein Klacks für den Kontroll-Aufseher eines Kernkraftwerks, der in jedem Vorspann etwas Uran in die Kanalisation wirft. US-Präsident Schwarzenegger lässt daraufhin ganz Springfield mit einer undurchdringlichen Glaskuppel versiegeln. Die Simpsons fliehen nach Alaska, kehren aber zurück, als die Regierung beschließt, ihre Heimat mit einer Bombe komplett auszulöschen.
 
Zuerst lacht man, lacht, lacht und dann ist der Film schon fast rum. Angefangen mit einer ausführlicheren Version des bekannten Vorspanns, in dem Bart diesmal an die Tafel schreibt "Ich darf diesen Film nicht illegal aus dem Internet laden ...", prasselt der Witz noch dichter aufs Publikum als in der Kurzform. Die Spannweite des Humors reicht vom Slapstick, wenn Bart, die personifizierte Gemeinheit hämischer Jungenstreiche, rasant und nackt durch die Gegend skatet, bis zu selbstreflexiven doppelten Böden: Homer fragt sich gar nicht so dumm, weshalb er Geld für ein Kinoticket zahlen soll, wo es die Simpsons doch umsonst im Fernsehen gibt.
 
Vielleicht weil die "Simpsons" spielend und äußerst vergnüglich auf fast 90 Minuten kommen, indem sie alle ihr kleines Drama erleben: Die hochintelligente Tochter Lisa kümmert sich nicht nur um die Umwelt (und parodiert dabei Al Gore), sie darf sich auch verlieben! Bart wünscht sich einen besseren Vater und Homer hat eine Epiphanie - selbstverständlich meint er, das sei was zum Essen. Wenn angesichts des Weltenendes die Kirchgänger in Moe's Kneipe stürmen, während dessen Stammgäste plötzlich Gottes Trost suchen, springen einem aus nichtigen kleinen und flachen Bildern sogar philosophische Geistesblitze an. So erweitert "Simpsons - Der Film" das Erfolgskonzept der Serie nicht nur zeitlich sondern auch äußerst gekonnt dramaturgisch wie humoristisch.