30.4.07

Workingman's Death


BRD, Österreich 2005 (Workingman's Death) Regie: Michael Glawogger 126 Min. FSK 16
 
Bei Glawoggers Dokumentationen "Megacities" und "Working Mans Death" sieht man betörende Bilder, mitreißende Montagen und berauschende Musikhintergründe zum Elend der Welt. Passt nicht so ganz zueinander, fanden einige. (Und können in Glawoggers Spielfilm "Slumming" eine Figur sehen, die im gleichen Dilemma steckt.)
 
Der an "Powaqqatsi" erinnernde Elends-Reisetrip "Megacities" von Michael Glawogger zeigte eine ästhetisch durchkomponierte Weltreise zu den gewaltigen Mega-Städten unserer Zeit und zu einigen Menschen, die dort an den großen Rändern der Armut überleben. In Bombay, Moskau, Mexiko und New York führte uns die Kamera oft sehr reizvoll Exoten und Außenseiter vor. Das erzählt nur fragmentarisch etwas über die jeweiligen Menschen und ihre Umstände und ruft den Vorwurf "Voyeurismus" hervor.
 
In fünf Kapiteln und einem Epilog folgt Michael Glawogger nun in "Workingman's Death" den Spuren körperlicher Schwerstarbeit. Da sind die aberwitzig mutigen, auf eigene Faust schürfenden Arbeiter in illegalen Minen der Ukraine. Sie passen kaum zwischen die Felsen und zynisch könnte man vom "Gürtel enger schnallen" reden, denn in diesen ausgelutschten Bergbau-Resten ist nicht viel zu holen. Dann in einem Rausch aus giftig-gelben Nebeln die Schwefelarbeiter in Indonesien. Sie würden wahrscheinlich bei jeder sportlichen Höchstleistung mithalten, schleppen aber Tag für Tag die Schwefelbrocken aus höllischen Tiefen auf Bergkuppen, wo die Touristen mit den Kameras warten. Im Blut und verbranntem Fleisch stecken die Arbeiter auf in einem Schlachthof in Nigeria. Kaum erträgliche Szene belegen effektive Arbeitsteilung im Zerteilen und Verarbeiten von Tieren. Eindrucksvoll gigantisch dann die gestrandeten Ozeanriesen in Pakistan. Zahllose billige Arbeiter zerschneiden den Stahl und man kann sich gut vorstellen, dass keiner Pause macht, wenn mal eine haushohe Schiffwand zu früh herunterdonnert. Nach diesen exotischen und fast archaischen Ansichten von Ausbeutung und Kapitalismus, nach einem Seitenblick auf den Ruhr-Emscher-Park, der zum Kultur- und Spielplatz wurde, geben einem chinesische Stahlarbeitern den Rest: Sie stehen in den Startlöchern, um das ganze Elend zu wiederholen.