8.4.07

Robert Altman's Last Radio Show


USA 2006 (A Prairie Home Companion) Regie: Robert Altman mit Woody Harrelson, Meryl Streep, Lily Tomlin, Tommy Lee Jones, Lindsay Lohan, Kevin Kline, Garrison Keillor 105 Min.
 
Robert Altmans Hommage an ein fast ausgestorbenes Entertainment, die Country-Radioshow, war an sich schon ein wunderbar ergreifendes und trotzdem leichtes Kunststück über den Abschied. Dass es nun Altmans letzter Film gewesen ist, gibt vor allen den Szenen vom Ende weitere Bedeutung. Und Gänsehaut-Garantie...
 
Seit 1974 versammelt die Radioshow "A Prairie Home Companion" in den USA Millionen andächtiger Zuhörer vor den Radios. Die Mischung aus Musik, Sketchen und Geschichten gilt mittlerweile als Kulturerbe. Dabei könnte man sich ignorant stilsicher von Sujet "Country-Musik" abwenden. Aber Johnny Cashs "Walk the Line" und der Neil Young-Konzertfilm "A Heart of Gold" haben hoffentlich auch hier den Boden bereitet, aus dem die Erkenntnis sprießen sollte, dass Country nicht nur das dämliche Jodeln von amerikanischen Hinterwäldlern ist. Robert Altman gelingt zusammen mit dem Autor, Hauptdarsteller und Moderator Garrison Keillor feinen Spott und eine ehrliche Liebeserklärung an die Menschen dieser Musik zusammenzupacken. Nach seinem Blick auf das Musikgeschäft von "Nashville" (1975) oder den Jazz in "Kansas City" (1996) ist "Robert Altman's Last Radio Show" sicherlich sein sanftester Film, ein Abschiedsfilm halt.
 
Hinter den Kulissen der Radioshow "A Prairie Home Companion" in dem Örtchen St. Paul in Keillors Heimatstaat Minnesota herrscht Hektik: Die unzertrennlichen Johnson Sisters (Meryl Streep & Lily Tomlin) - personifizierter Redefluss im Doppelpack - füllen mit ihrer Präsenz die ganze Garderobe, pudern sich die Nasen, quasseln von alten Zeiten, so wie sie es sicherlich schon seit ältesten Zeiten tun. Die Old Trailerhands Dusty (Woody Harrelson) und Lefty (John C. Reilly) schütteln mit heftigen Zoten und deftigen Cowboy-Liedern das Image von steifen Country-Leuten kräftig durch. Da liegen der alkoholische "liqueur" und das sexuelle "lick her" klanglich geährlich nahe beieinander (und fordern die Synchronisation heraus).
 
GK (Garrison Keillor) hält als Moderator und Seele die Radioshow zusammen, sorgt dafür dass der ausverkaufte Saal bei der Live-Show auf seine Kosten kommt. Wie ein Damokles-Schwert hängt der Besuch eines Abwicklers über dem Abend - ein Großkonzern will den Laden schließen. Da helfen auch die Bemühungen des eitlen Sicherheitsmannes (Kevin Kline) nicht. Und da wäre noch die mysteriöse Frau in Weiß, die hinter den Kulissen jemanden abholen will. Nachdem die Show nicht wie erwartet endet, schaut im Epilog der Tod noch mal vorbei. Und das ist große Lebens-Kunst ganz nebenbei: Humorvoll lässt Altman die Endlichkeit als Scherz und Schmerz erleben.
 
Auch dieser Altman ist ein echter Altman. Mit einem üblichen, aber immer wieder verblüffenden Star-Ensemble, mit den verwobenen Handlungssträngen, mit ausgefeilten Dialogen, mit genauem Blick und großem Herz für das Sujet und den Menschen dabei.